Maurenbrecher kennt dich auch nicht“, stehtauf seinen Stickern. Ist zwar von Bryan Adams geklaut, aber eine gute Idee ist auch eine deutsche Variante wert – zumal wenn sie so treffend ist. Tritt Manfred Maurenbrecher mal wieder vor ein schwach besetztes Auditorium, hat er schon die passende Verteidigungsrede parat, eine fiktive Aufzählung aller Parallel-Ereignisse des Abends: ., Das Sannyas-Ashram bietet den Lehrgang:.MitHandschuh, Helm und Seilschaft für einen gefahrlosen Sexualverkehr‘: in der Stadtbibliothek liest Regierungsrat a.D. Hausmann aus seinem unveröffentlichten Roman, Katzenaugen in der Taiga ‚;und im Kongreßzentrum läuft der Wettkampf von fünf Komikern aus sieben deutschen Provinzen um die phonstärksten Rülpser. “ Maurenbrecher ist keiner von ihnen, von den Komikern, wohlgemerkt. In seiner Show wirken die wenigen Witze wie rettende Inseln, sonst blieben die schweren Brocken unverdaulich.“.Ich habe auch ganz fröhliche Lieder geschrieben, aber bei denen habe ich die meisten Hemmungen, sie zu spielen.“
So bleibt es meist bei den Songs, die an Bücher erinnern, die man in der Mitte aufschlägt: kein Anfang, kein Ende- und die Hauptdarsteller sind immer angeschlagene Figuren. Oft tragen sie autobiograf ische Züge, wenn der promovierte Germanist nicht gerade in eine fremde Rolle schlüpft, wie die des alerten, dynamischen Friedensmanagers, der vor lauter Kampf um das Leben das Leben selbst vergißt. Sicher, Maurenbrecher ist auch ein politischer Songschreiber, aber wer die (rote) Fahne zum Hinterhertrotte(l)n sucht, wird sich schnell verirren. Seine Zustandsbeschreibungen spiegeln höchstens das produktive Chaos, die Anarchie der Emotionen. „IntellektuelleEinsichten interessieren mich nicht, mir geht es um Gefühle. „Aber die verpackt der 34jährige Berliner oft in Bissigkeit und Zynismus. „Sicher, ich empfinde ja auch nie geradeaus. „
Deshalb geht die Musik ebenfalls nur selten den geraden Weg. Statt dessen erfindet er sparsame, spröde Töne am Klavier, die er von einer ebenso sparsamen Backing Band unterlegen läßt – auf seinen beiden LPs MAURENBRECHER und FEUERALARM sind das übrigens die Leute von Spliff. Am engsten ist dabei die Beziehung zu Herwig Mitteregger, der auch als Produzent auftritt. Es braucht nicht viel Phantasie, um Ähnlichkeiten festzustellen: Beides keine Musiker, bei denen sich Sonnenschein auf 10OO-Mark-Schein reimt (obwohl Herwig davon ein paar mehr hat als Maurenbrecher). „Aber wenn ich alle guten Kritiken in Geld umtauschen könnte, wäre ich vielleicht auch schon Millionär“, sagt Maurenbrecher. Auch wieder geklaut. Diesmal bei Tom Waits. Aber da liegt er (gold)richtig.
