Mathilde Santing


Die kleine Holländerin mit dem Bubikopf, 1958 in Amsterdam geboren, wurde hierzu- lande im vorigen Winter als Neuent- deckung gefeiert. Ihr 12-inch-Debüt mit melancholischen Jazzballaden und Soulklassikern erntete für origi- nelle Arrangements, todsiche/en Geschmack bei der Auswahl des Repertoires und Mathildes unauf- dringlich schönem Gesang viel Lob. Eine Stimme ohne erkennbare Vor- bilder (Supremes? Anita O’Day??), klassisch geschult, unakademisch und voller Soul phrasierend, un- schuldig rein und doch nie glatt. Ging Mathilde Ende ’82 noch solo auf Tournee, begleitet allein von dem Rhythmus/Akkord-Teil einer Heimorgel, so sah sie bald ein: „Die Maschine muß ersetzt werden!“ Um die raffinierten Arrangements auch ….. 1C “ C “ Arrangements auch auf die Bühne bringen zu können, holte sie sich zwei Multi-Instrumen- talisten: Rolf Hermsen und Michael Brandes – einst bei den „Tapes“. Die müssen allerdings ständig von einem Klangerzeuger zum näch- sten hasten: Gitarren. Akkordeon, diverse Keyboards. Glockenspiel, Baß. Sie sehen aus wie zwei vom Tanzkursball geklaute Oberschüler, überraschen aber mit ausgereiften Ideen und dezentem Spiel. Beides ist wichtig für die Arbeits- weise des Trios: Evergreens der letzten 40 Jahre werden auf ihr Skelett reduziert und mit persönlich- intimen Ideen neu inszeniert. Sorg- falt statt Power, kontinuierliches Ba- steln statt Session-Gedudel: „Ich finde es wichtig, daß Sängerinnen wie ich ihre eigene Band haben. Es ist schrecklich, wenn du etwas machst – und es ist nicht wirklich gut.

Mathilde Santing hält viel von ihrem Publikum. Deshalb ist sie auch nicht wirklich zufrieden mit einer unlängst erschienenen Maxi-Single (vier Songs, von Elvis Costello bis Rogers & Hart).“.Es sind gute Sachen dabei, aber insgesamt stimmt die Balance nicht“ Ein Jahr lang war ihr Trio häufig auf Tour, spielte bevorzugt in kleineren Clubs. Nun will Mathilde erst einmal mit anderen Musikern ein weiteres Minialbum aufnehmen: Stücke, die ein Freund für sie geschrieben hat. Danach geht sie mit Rolf und Michael ins Studio, um in Ruhe die besten Titel aus dem bisherigen Live-Repertoire einzuspielen.

Auf der Bühne werden wir ihre kleine aber feine Show zwischen cooler Distanziertheit und herzlicher Leidenschaft wohl kaum vor dem nächsten Herbst erleben, „Bei mir geht alles Schritt für Schritt.“ Mathilde Santing hat genügend Selbstvertrauen gewonnen, um auf die Geduld ihrer Zuhörer zu hoffen.