Massive Attack – Blue Lines


Hier ist das in den Popmedien durch inflationären Gebrauch eigentlich längst zuschanden gerittene Attribut „bahnbrechend“ angebracht; Das Debütalbum von Massive Attack hob in den Ohren vieler den Dancefloor erstmals von der Gebrauchsmucke auf die Ebene der Kunst, BLUE LINES wurde nicht nur zur Blaupause für das, was man bald unter dem Begriff „TripHop“ zusammenfassen und hypen sollte, sondern hat im Grunde die gesamte Ästhetik für anspruchsvolle Clubmusik seither geprägt. Ein Track wie „Unfinished Sympathy“ nahm alle wesentlichen Ideen des Drum’n’Bass vorweg, Moby hätte sich ohne die Errungenschaften BLUE LINES seine heutige künstlerische Vision selbst ausdenken müssen. Die Posse aus Bristol (zu der als lose assoziiertes Teilzeitmitglied eine Weile auch Soul II Soul-Mann Nellee Hooper gehörte) brachte Elemente des US-HipHop, der britischen Clubmusik und des Dub („Five Man Army“) in Ambient-Klangwelten zusammen, denen die Gastvokalisten Shara Nelson, Horace Andy, Tricky und Neneh Cherry dann den Human Touch einhauchten. Bald nach dem Erscheinen des Albums strichen Andy „Mushroom“ Vowles, Grant „Daddy G“ Marshall und Robert del Naja alias „3D“ das „Attack“ aus ihrem Bandnamen (jede kriegerische Note hätte wegen des ersten Golfkriegs die Chancen ihrer Musik gemindert, im britischen Rundfunk gespielt zu werden). Das nächste Album PROTECTION erschien wieder unter dem kompletten Namen Massive Attack. Produzent: Massive Attack, Johnny Dollar

Beste Songs: „Safe From Harm“, „Unfinished Sympathy“

What’s the story? Unter den prominenten Fans, die öffentlich ihre Begeisterung über das epochale Werk kundtaten, befand sich auch Naomi Campbell, die Mitte der 90er selbst eine Popkarriere versuchte (1995 erschien ihr Album BABYWOMAN auf Epic), aber schnell wieder in ihre angestammte Profession zurückkehrte.