Marina & The Diamonds in der Werkstatt, Köln
Dramatisch, mitreißend und nur vordergründig eine Barbie.
Es ist wahnsinnig heiß in der ausverkauften Werkstatt. Indie-Pop-Konzertgänger und MTV-Publikum in kurzen Hosen halten sich an kühlem Kölsch fest. Es ist immer hart für einen richtigen Pop-Act, sich live in einem kleinen Club zu präsentieren. Aber hier, in dem unspektakulären Laden mit den roten Wänden, kann man sich besonders schwer vorstellen, wie Marina ihr vor Kraft und Pomp sprühendes Debütalbum The Family Jewels präsentieren will. Auf der Bühne hängt das schiefe Plastikbanner mit dem Marina-Logo. Es sieht eher so aus, als würde gleich eine Konzertszene für eine platte Ami-Serie gedreht werden. Doch als die Sängerin mit grüner Sonnenbrille, in Hotpants und knappem Cheerleader-Top die Bühne betritt und mit strahlendem Lachen „Hey, I’m Marina, how are you, my diamonds?“ ruft, wird der Ort sofort zur Nebensache.
Zu „Girls“ lässt die charismatische Sängerin ihr Haar in schönster Achtziger-Manier von der Windmaschine durchpusten, während sie die Typen in der ersten Reihe mit Blicken bezirzt. Marina kann die ganze Palette: die aufrichtige Bombast-Ballade „I Am Not A Robot“, das Ladyhawke-eske „Shampain“, den Stomper „Are You Satisfied?“ und den augenzwinkernden Top-15-Hit „Hollywood“, der live ziemlich an Tiefe gewinnt. Manchmal wirkt die gewaltige Stimme der 24-jährigen Waliserin mit griechischen Wurzeln alt und erfahren. Dann kichert sie wieder und hält ein Leuchtherz hoch. Zu jeder Zeit jedoch ist da eine sympathische Prise Ironie und Angeschlagenheit, die sie von ihren zu ernsten Kolleginnen unterscheidet – lebten die Ramones noch, sie würden die kleine Marina sicher gern für ein Remake des „Rock’n’Roll High School“-Films verpflichten. Zwei Stücke trägt sie allein am Klavier vor, um zu unterstreichen, dass sie kein Pop-Püppchen ist und den Laden auch ohne Band schmeißen kann. Das wäre allerdings gar nicht mehr nötig gewesen.
www.marinaandthediamonds.com