Marilyn Manson – Schockrocker von Trent Reznors Gnaden


„Ich wollte schon immer genau das werden, was Erwachsene am allermeisten fürchten!“ Wie aufregend. Der da diese älteste Erfolgsformel des Popgeschäfts mit markigen Worten bemüht, ist der 26jährige Marilyn Manson, seines Zeichens Vorsteher einer eher durchschnittlichen Kapelle aus dem Dunstkreis von Nine Inch Nails-Mastermind Trent Reznor. Der NIN-Chef co-produzierte die neueste EP seines fotogenen Schützlings mit dem gruseligen Titel ‚Smells Like Children‘. Darauf versucht Manson, neben synthetischen Drums und laszivem Stöhnen mit griffigen Statements zu schocken. Textprobe: „I am the god of fuck!“ Wow.

Bei Marilyn Mansons Auftritten gibt’s Kasperle-Theater pur: Peitschen, Dildos, Sex satt inklusive Geschlechtsakt und, natürlich, auch eine richtige Teufelsanbetung. Manson hat sich zur „Inkarnation des Bösen“ ernannt und sieht aus, als hätte Dr. Frankenstein seinerzeit einen schlechten Tag gehabt und seinem Monster einen harten Schlag ins Sadomasochistische mitgegeben. Abrasierte Augenbrauen, wüste Tattoos, ein grell bemalter Schlund und willkürlich über den ganzen Körper verteilte Schnittwunden sorgen für ein schön schauerliches Image. Zweck der Übung: Die kaufkräftigste Zielgruppe der Welt soll mobilisiert werden – die gelangweilten Teenies aus den gepflegten weißen Vorstädten der US-Metropolen. Der Urgroßvater aller Schockrocker, Schlangenfreund Alice Cooper, dürfte wohl milde lächeln …