Maria Perzil


Mimosen sind Maria Perzil nun wirklich nicht. So waren die Detmolder zum Beispiel keineswegs dadurch zu schocken, daß ihr Auftritt im Hamburger Knust quasi zu einer Betriebsfeier ihrer Plattenfirma geriet. Den wenigen zahlenden Gästen (aber auch dem Rest) boten Maria Perzil trotzdem beste Unterhaltung. Ihr Konzept, die Texte in den Vordergrund zu stellen, funktioniert live noch besser als auf CD.

Den Hamburger Auftritt beginnen sie mit ihrem wohl besten Song, ‚Helden‘. Dennoch sieht Sänger Dirk (von wegen Maria!) Schelpmeier sich genötigt, beim Publikum eine Entschuldigung vorzubringen. „Alles Schlampen außer Mutti“, heißt es in einer Textzeile, und Schelpmeiers Zuschauer sind heute abend überwiegend und gut erkennbar weiblichen Geschlechts.

Auch mit ihrer Musik sind Maria Perzil nicht darauf aus, irgendjemanden zu verschrecken. Besonders aufregend ist ihr Stilmix — hier ein bißchen Jazz, dort ein wenig Pop — zwar nicht, dafür jedoch rundum gefällig. Dreh- und Angelpunkt des Auftritts aber sind die treffsicheren, witzigen Texte Schelpmeiers: „Zuletzt bat ich Gott um ein Wort, und er schickte mir die Stimme von Heinrich Lübke.“ Während ‚Schelp‘ sich im Laufe des Abends immer mehr in die Rolle des Unterhalters hineinsteigert, hält sich sein Partner Markus Krüger, der zweite Kopf von Maria Perzil, weitgehend zurück. Ausnahme: die Parodie auf Take That, bei der beide gleich albern über die Rampe kommen. Wesentlich besser ist da „Detmolds Antwort auf Vanessa Mae“, eine eigenwillige Ballade mit dem Cellisten Christian Kretschmar. Zum Schluß dann endlich ‚Wie freundlich kannst Du sein?‘ mit der berüchtigten Textzeile „Sei kein Trottel, lad sie ein. Wer ficken will, muß freundlich sein“. Weil’s so schön zum Thema paßt, gibt’s zu dieser Nummer ein paar Gratiskondome. Daß derlei Späße nicht danebengehen, liegt einzig an der Art, wie sie präsentiert werden —- mit einem netten Augenzwinkern eben. Und was geht in der Berichterstatterin vor? „Endlich mal eine Band, die weiter denkt als bis zum Ende ihres Auftritts.“ Der Schluß allerdings zögert sich hinaus, denn zuvor müssen Dirk Schelpmeier, Markus Krüger und ihre beiden Mitmusikanten noch eine Zugabe bestreiten. Dabei wird einmal mehr klar, daß es durchaus Vorzüge haben kann, in kleinen Clubs statt in großen Hallen aufzutreten —- der Weg vom Backstage-Bereich bis zur Bühne ist auch ohne fahrbaren Untersatz zu bewältigen. Deshalb ist der letzte Song im Knust zugleich Programm: ‚Nichts bereuen‘.