Mari Wilson
„Where styles are made, Stars are born“ heißt das unschlagbare Firmen-Motto der Compact Organization („Luxury you can afford“). Compact ist das Famiüenunternehmen der Brüder Tot und Clark Taylor, die die 60er Jahre und ihren Stil lieben und das Versteckspiel des Showbusiness mit falschen Namen/Pseudonymen: Tot ist gleichzeitig Teddy Johns und Clark ist Clark Mono und Rex Luxore, als der er großartig übertriebene Covertexte erfindet.
Mari Wilson ist ihr Werkzeug. Sie heißt eigentlich Mairrhn MacMilllan Ramsey Wilson (ihre Eltern haben schottische Vorfahren und lieben die gälische Sprache) und arbeitete als Buchungskoordinator bei einer amerikanischen Schiffahrtslinie.
Als Neunjährige hatte sie eine kurze Karriere als Kunst- und Turmspringer-Champion, aber mittlerweile wäre die Wasserverdrängung wohl zu groß, wie die vollschlanke Mari auch lachend zugesteht.
Sie ist reiner Kitsch, die Leute nehmen sie nicht sonderlich ernst, und sie weiß das auch und kann darüber lachen. Ihre Lieder handeln von all den erfüllten und unerfüllten Träumen (die zweiten sind klar in der Überzahl), die kleine und große Mädchen nun einmal haben; Liebe, Spaß, Mode. Mari: „Ich mag keine Frauen, die in Jeans und Pullover rumlaufen. Das ist unweiblich. Du brauchst nicht deine Weiblichkeit aufgeben, wenn du emanzipiert bist.“ Maris Songs werden von Tot ge schrieben, dem größten Abba- und Burt-Bacharach-Fan der Welt (der allerdings eher wie Nick Löwe ausschaut). Auch Burt Bacharach hat klein angefangen als Pianist von Marlene Dietrich, und alle hoffen, daß Tots große Zeit noch bevorsteht.
Auf Mari Wilsons erster LP zeigt er einige Formschwächen, sein früheres Material für sie war bunter, eingängiger und lustiger. Trotzdem bleibt SHOWPEOPLE immer noch eine lohnende, unterhaltsame, kurzweilige Langspielplatte.
Wahre Klasse zeigt Mari Wilson aber eigentlich erst bei ihren mondänen Bühnenshows, Sie führt die schöne Tugend des „großen Abends“ wieder ein, für den jeder artig dankbar sein muß. Genau die Art charmanten, selbstironischen, rührenden Entertainments, die ABC wohl auch gerne auf die Bühne gebracht hätte. Eine saubere, professionelle Band (die genauso Kitsch ist wie Man), hysterische Tänzer (männlich und weiblich), ein tuntiger Dracula/Rudolph Valentino, der Mari umgarnt, und die „Miss Beehive“ selbst in zahlreichen Glamour-Garderoben mit den passenden Gesten und einer guten, klaren Stimme.
Obwohl sie erst einen Top-Ten-Hit hatte, füllt Man in England schon seit langem die Zeitungen. „Im Moment bin ich eine Kultfigur, aber ich weiß nicht, wie lange ich das machen will David Borne ist auch eine Kultfigur, aber er ist sehr erfolgreich, weil es viele Dinge gibt, die man nicht über ihn weiß. Deshalb werde ich euch auch nicht erzählen, welches Waschpulverich benutze.“