Manic Street Preacher


Trauer als Triebkraft: Vier Straßenprediger mit Sinn für Seelenschmerz

„Gute musikalische Ideen habe ich nur, wenn ich down bin. Wenn ich mich gut fühle, gehe ich lieber einen trinken, oder mache Sex. Aber echt inspiriert werde ich nur durch Depressionen“, bekennt James Dean Bradfield, Sänger der Manie Street Preachers. Die vier Waliser aus Cardiff, die mit ‚The Holy Bible‘ gerade ihr drittes Album vorlegen, brauchen zur Inspiration nur zwei Gefühle: Frustration und Traurigkeit. „Wir nennen das melancholische Wut“, erklärt Bradfield. So ungewöhnlich wie die Einstellung des Sängers ist auch die Arbeitsweise der gesamten Band. Bradfield schreibt die Musik erst nachdem die drei übrigen Bandmitglieder die Texte verfaßt haben. „Wenn die Lyrics stimmen, haut auch die Musik hin“, meint der Sänger, dem trotz der Schwäche für Schwermut immer wieder hervorragende Pop-Harmonien gelingen. Eine angenehme Melodie bedeutet bei den Straßenpredigern aber noch lange keinen fröhlichen Song. „Wir haben uns die eiserne Regel gesetzt, niemals ein Liebeslied zu schreiben. Das ist uninteressant. Jeder war schließlich schon mal verliebt und kennt das Gefühl.“ So singt James Dean Bradfield denn auch lieber über Magersucht, die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder den Rassismus in den USA. Das sei ein Grund, weshalb die Band in Deutschland bisher nur wenig Beachtung gefunden hat. „Um bei den deutschen Kids anzukommen, mußt du ihnen die Lieder direkt in die Fresse schreien. Wir sind aber nicht Biohazard, unsere Songs sind dafür zu subtil.“