Mando Diao live in Köln


Welcome to the Mando-Show: MUSIKEXPRESS-Leser David Vorholt über das Mando Diao-Konzert im Kölner Palladium, das umstrittene Album NEVER SEEN THE LIGHT OF DAY und die ganz spezielle „Ochrasy-Atmosphäre“.

Ave Mando – die Speerspitze der omnipotenten, allmächtigen schwedischen Rock´n Roll- oder Pop- oder Indiewelt gab sich mal wieder die Ehre im Kölner Palladium, welches für die Mannen um Gustaf Noren mittlerweile so etwas wie ein Wohnzimmer darstellen dürfte, nur mit einer Bühne, anstatt einer Couch. Und obwohl das eigenwillige, aber durchaus hörenswerte Album Nr. 4 NEVER SEEN THE LIGHT OF DAY mit zumindest sehr unterschiedlicher Begeisterung oder eben Nichtbegeisterung von den Fans aufgenommen wurde, ist die Halle auch dieses mal weit vor Konzertbeginn voll, wie 2002 die Elbe. Mit Spannung durfte man erwarten, wie sich denn besagte neue Songs unter Live- bedingungen entwickeln mögen. Kurz gesagt: Ändert sich durch „andere Songs“ auch das Konzert? Nee, erst einmal nicht, denn die fünf Schweden betreten um 22 Uhr gewohnt lässig, cool und, man darf es bei ihnen sagen, weil sie zugeben, dass sie es sind, mit der leichten Spur von Arroganz die Bühne, vor der die ersten drei bis vier Reihen wie gewohnt für die vielen weiblichen Fans „reserviert“ sind.Vieles ist also wie auch schon bei der „Ode to Ochrasy Tour“, welche sozusagen einen einzigartigen Feldzug durch die ganze Welt für die Jungs aus Borlänge darstellte. So gibt es immer noch ein übertrieben langes „Bühnenintro“ (okay ein bissel Pomp muss sein) und auch die zwei Bläser, die unter anderem auch Björn Dixgard´s Solotour 2007 begleiteten, gehören mittlerweile zum festen und wirklich bereichernden Live-Inventar. Besagtes Bühnenintro mündet dann in „One Blood“ vom neuen Werk und sofort ist die Halle elektrisiert – welcome to the Mando-Show. Zugegeben, diese Band und besonders die erklärten Herren Frontmänner polarisieren durch ihr nahezu grenzenloses Selbsbewusstsein, welches sich immer am Rande des Größenwahns bewegt, aber wenn man sie live sieht, kann man nur sagen: Ja zurecht. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Konzert von Sekunde eins an fanatisch und leidenschaftlich aufgenommen wird. Man kann diese spezielle „Ochrasy-Atmosphäre“ förmlich spüren, sie elektrisiert die Luft und nicht zuletzt die werten Zuschauer. All die vielen Kritiker dieser Band dürften, obwohl Musik trotz allem Drehen und Wenden einfach immer „Geschmackssache“ bleiben wird, noch nie in den Genuss einer Mando-Show gekommen sein. Denn auch wenn man sie „auf Platte“ nicht mag, muss man diese einzigartige Konzertatmosphäre spüren. Aber die gibt es eben nur auf nem Konzert, welches an diesem Abend mit Songs von allen vier Alben bestückt ist.Ein Highlight zu Beginn ist Mando Diaos „Strokes-ähnlicher“ Song „Paralyzed“ (mal abgesehen von den Bläsern). Unter die standardmäßigen Livesongs, wie z.B. „White Wall“, „TV & Me“, „Good Morning Herr Horst“ oder „Welcome Home Luc Robitaille“, mischen sich dann einige Songs des neuen Albums, wie „If I Don´t Live Today…“ oder „Never Seen The Light Of Day“ und sehr zur Freude auch Klassiker wie beispielsweise „All My Senses“. Den atmosphärische Höhepunkt liefert danach logischerweise Mando Diaos Selbstfindungshymne „Ochrasy“, welche dieses spezielle Konzertgefühl nicht nur beschreibt, sondern immer wieder überträgt, bis in die letzten Ecken der Halle. Es wird enthusiastisch mitgesungen und man geht recht in der Annahme, dass dies einer der wenigen Songs auf dieser Welt ist, der einen vergessen lässt, der einen entschweben lässt, in ferne Welten; es geht wirklich.Aus der Parallelwelt erwacht, geht’s direkt wieder voran mit „Train On Fire“, einem der stärksten Songs des neuen Albums. Dazu gibt es wohlbekannte aber immer wieder begeisternde Kost a la „Long Before Rock´n Roll“ oder „God Knows“, und das Begeisterungslevel ist weiterhin konstant hoch, bevor die Mannen standardmäßig die Bühne verlassen, um einige Minuten später angeführt von Bassist CJ genau dort wieder aufzutauchen. Man beginnt den letzten Showteil mit der schon bekannten und einzigartigen Liveversion von „Song For Aberdeen“, in der die schon erwähnten Herren Trompeter und Saxophonist zur Hochform avancieren und einfach nicht zu ersetzen wären – grandios. Zum Schluss des mal wieder großartigen Konzertes (wie machen die das eigentlich?) spielt man noch die Hits „You Can’t Steal My Love“, „Sheepdog“ und „Down In The Past“. Dann geht’s Licht an, alles vorbei, alles gut – Ave Mando, wie gesagt.

David Vorholt – 07.04.2008