Mando Diao


Nur die Hüpfburg fehlt: Rock für Groß und Klein in der Zitadelle Spandau

Kein Entkommen aus der „Wetten, dass.. ?“-Falle. Da kann man noch so viele Bierstände in den Innenhof dieser touristenfreundlichen Festung im Berliner Außenbezirk Spandau installieren. Wenn bei ihnen vorrangig Jungmütter mit um die Hüfte geknoteten Windjacken für die durstige Familienfortsetzung anstehen, dann fällt die Tarnung auf. Es ist die Atmosphäre eines von einer Supermarktkette organisierten Sommerfests. Immerhin steht nicht die aktuelle „DSDS“-Verliererin, sondern Thees Uhlmann auf der Bühne. Während er Zeilen wie „Dein Herz ist wie eine Berliner Synagoge“ singt, lassen mittelgescheitelte Erstsemester ihre normalerweise kein Fleisch essenden Freundinnen am Nackensteak-Brötchen abbeißen.

Bei Mando Diao sitzt statt Samuel Giers ein Studiomusiker am Schlagzeug. Anfang April verkündete die Band digital: „After decision by the band members Samuel Giers is no longer the drummer in Mando Diao.“ Drunter steht: „36 People like this“. Mando Diao spielen ihr Akustikset, dem sie immer wieder mit E-Gitarren widersprechen, absolut routiniert, absolut ohne Überraschungen. Vermeldenswerter erscheinen da die Bühnenansagen, hier eine kleine Auswahl: „Come on, let’s play another one“, überredet Norén seine Band nach nur drei Songs zum Weitermachen, später stellt er fest „Politics are so fucked up“. Mit dem Geständnis „I’ve never seen a police officer in Berlin … and I don’t really like police officers“ gibt er dem Publikum das befriedigende Gefühl, dass das hier heute tatsächlich alles ganz, ganz wild zugeht. Ab 22 Uhr muss eigentlich Schluss sein auf der Zitadellenbühne. Das haben sich die Anwohner erkämpft. Mando Diao spielen bis 22.30 Uhr. Die Mütter fühlen sich zehn Jahre jünger und die Kinder wollen ins Bett.