Macklemore & Ryan Lewis in Berlin: So wie überall sonst
Mal kleine weiße Rapper aus Seattle, mal Irland-Patrioten, mal solche, die gern The Killers zitieren. Manchmal leider auch nur wie Olli Schulz. So waren Macklemore & Ryan Lewis live in Berlin.
Es ist passiert: Mit Macklemore & Ryan Lewis reihen sich zwei neue in die Garde der ewig gleich bleibenden Namen des amerikanischen HipHop ein. Ihr Conscious Rap, sonst ja zumeist nur von Rap-Mozart Kanye West in den Ring geworfen, eröffnet neue Dimensionen – und präsentiert die volle Bandbreite auf „The Heist“, dem Durchstarter-Album des Rap-Duos aus Seattle. Schlag auf Schlag bahnte sich ein Hit auf den nächsten durch die Radiostationen dieser Welt, Woche auf Woche ließ sich beobachten, wie zumindest der Berlin-Termin der Welttournee von einer großen Halle auf die nächst größere verlegt wurde, um schließlich im fast-größten Spot zu landen: der O2-World.
Wenn auch von Fans zunächst kritisiert wurde, dass die Stimmung eines HipHop-Konzerts nicht in diese Halle transportiert werden könne, so wird eben diese Stimmung von Ben Haggerty (Macklemores bürgerlicher Name) zurecht mit „10.000“ befeiert. Immerhin spielte er vor einem Jahr noch vor 900 Zuhörern und darf nun die 10.000 Hände, wie im Song berappt, wild klatschend, wippend vor sich herum wirbeln sehen.
Dann darf es auch ordentlich Konfetti, Luftschlangen und Feuerelemente geben, Tänzerinnen, bunte Kostüme, ja sogar Kleiderstangen zu „Thrift-Shop“ und lustige Video-Einspieler, wie etwa zu „White Walls“ oder „And We Danced“. Doch es ist eben nicht immer alles Gold, was glänzt, und so zeigt sich Macklemore hier und da leider auch von seiner – noch – unerprobten Seite, denn gut 40 Prozent des gesamten Konzertes gingen (mal wieder) für Anekdoten aus dem Macklemorschen Kurzgeschichten-Kosmos drauf, so dass nun auch der letzte Zuhörer begriffen hat, dass Ben Haggerty eine schwere Vergangenheit hinter sich hat und jetzt – wo er trocken ist – endlich das genießen kann, was ihm den größten Rausch verleiht: die Musik und die Live-Performance.
Wenn die Musik dann aber zu spielen beginnt und sich Macklemore & Ryan Lewis in ihrem Element wiegen, ist man mit seiner Kritik allerdings schnell am Ende, denn das was, er und sein Kollegium da fabrizieren, ist schlichtweg magnetisierend. Kaum einer, der sich entziehen kann mitzusingen, mitzutanzen, mitzuspringen, so dass das Hallen-Flair der O2-World im Handumdrehen in eine Wohnzimmer-Stimmung umschlägt. Dann wird der kleine weiße Rapper aus Seattle zu Mackie Jackson, zum Irland-Patrioten und auch zu Jemandem, der gern mal musikalisch The Killers zitiert.
Doch leider, leider erinnert der Talkmaster am Ende der 90 Minuten auch an Ulknudel Olli Schulz, wenn er sich nämlich (mal wieder) außerordentlich viel Zeit nimmt, die Mitwirkenden des Konzertes vorzustellen. Bei Olli Schulz, auf seinem Album „Spielerfrau“, ist das wahnsinnig komisch gelungen, bei Macklemore ist es hingegen nervige Zeitstreckung, denn das Repertoire muss erst erweitert werden, um als letzte Zugabe nicht den größten Hit zum zweiten Mal spielen zu müssen.