Machs dir einfach selbst


Raptile/Kalusha/Sido: "Wir haben unsere eigene Justiz. Wenn hier einer Heroin verkauft, gehen wir hin, verhauen den, das Heroin wird ins Klo gespült und fertig", sagt Sido.

Sein vulgäres, umstrittenes Album maske war in den deutschen Charts auf Platz drei – derart hohe Notierungen erreichen Independent-Produktionen nur äußerst selten. Der Berliner aus dem sozialen Brennpunkt Märkisches Viertel ist exemplarisch für eine neue Generation von Rappern, die dem HipHop aus Deutschland nach ein paar dürren Jahren plötzlich so vehement Aufwind gegeben haben, dass eine vollständige Rehabilitation des Genres wohl nicht mehr unmöglich ist. Was den selbsterklärten „Arschfickmann “ Sido mit Kollegen wie Raptile, Heckiah & Loch und Kalusha verbindet, ist die Arbeitsmoral: Ohne sich auf die Unterstützung einer großen Plattenfirma zu verlassen, nehmen die jungen Rapper ihr Schicksal in die eigene Hand und kämpfen für ihren Erfolg. Im Falle von Kalusha, der mit sieben Jahren von Ghana nach Berlin-Wedding kam, hängt sogar einiges von seinem Erfolg mit HipHop ab: Sollte sich sein Album NICHT ZUR NACHAHMUNG empfohlen, das er im Hafturlaub aufgenommen hat, gut verkaufen, kann dies eine drohende Abschiebung verhindern.Wer Arbeitsplätze schafft, darauf spekuliert sein Anwalt, der darf auch bleiben. Raptile, der in seinem Studio unter einer Straßenkreuzung in Germering bei München seine englischsprachigen Raps produziert, hat zwar mit BMG ein Major-Label im Rücken, doch hat auch er primär sich selbst zu verdanken, dass er diesen Sommer zu Chart-Shows eingeladen wird. Viele Monate hat er bereits in den USA verbracht, um dort auf eigene Faust Kontakte zu Superstars wie Xzibit und Redman herzustellen, die nun auf seinen Singles gastieren. „Wenn du das überdie Plattenfirma anfragst, ist das nicht zu bezahlen“, sagt er. „Ich gehe lieber den Straflenweg, auch wenn ich oft auf die Fresse gefallen bin.