M.I.A. – „Ich werde nur geduldet“


Politpop in Zeiten der Gaga: Auch auf ihrem dritten Album wird die Tamilin nicht leiser: M.I.A. kämpft für Pop mit Gewissen und gegen die Regierung ihres Heimatlandes.

 

Mia, bei den Aufnahmen zu Ihrem letzten Album sind Sie ständig um die Welt gereist, dieses Mal sind Sie…

M.I.A: …im Internet unterwegs gewesen.

ME: Wohin führte Sie die Reise durchs Netz?

M.I.A.: Zu frei zugänglichen Seiten und zu manchen nicht frei zugänglichen Seiten.

ME: Während Sie zuhause auf der Couch saßen.

M.I.A.: Genau, in Los Angeles. Ich hab mir da ein Studio aufgebaut. Alles, was es in Zusammenhang mit dem Album gibt, ist in diesem Studio entstanden. Ich habe jedes einzelne Ding darin selbst gestaltet, jedes Gewebe, jedes Stück Stoff. Ich hab die Couch entworfen, ich habe die Musik in dem Studio produziert, ich habe die Pressefotos geschossen. Weil ich keinen Handyempfang hatte, habe ich mit der Außenwelt über das Internet kommuniziert. Und als ich mit allem fertig war, bin ich einfach gegangen.

ME: Man könnte also sagen: M.I.A.hat es sich gemütlich gemacht.

M.I.A.: Ja, weil ich frustriert war. Ich war es nicht gewohnt, an einem Ort festzusitzen. Schließlich habe ich beinah mein ganzes Leben unterwegs verbracht. Die Umgebung musste also stimmen. Außerdem spielten wohl die Hormone eine Rolle, die als Überbleibsel der Schwangerschaft noch durch meinen Körper geflossen sind.

ME: Sie sagen, das neue Album sei ohne Gimmicks. Aber Ihre Musik war doch schon immer frei von Gimmicks.

M.I.A.: Ja, aber als ich mich zurückzog, hatte ich den Eindruck, dass die Szene, in der ich mich bewege, immer alberner wird. Nehmen Sie zum Beispiel Acts wie Die Antwoord aus Südafrika. Meine Fans lieben sie, und sie sind auch tatsächlich lustig, aber ich hatte nicht das Gefühl, der lustige Weg auch mein Weg sei.

ME: Welches Gefühl hatten Sie?

M.I.A.: Ich habe auch deswegen eine Auszeit genommen, um zu schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Ich hab überlegt, wie man der Musik wieder mehr Bedeutung geben kann. Wenn ich Musik mache und mit meiner Musik auch Kids dazu bringe, selbst Musik zu machen, dann will ich, dass sie sich nicht davor fürchten, sich auch mit ernsten Dingen auseinanderzusetzen. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Einzigen, die Erfolg haben, die sind, die Witze machen.