Lykke Li


Sex, Soul und viel Schwarz im Kölner Gloria

D ie meisten der vorrangig weiblichen Besucher sitzen in Leggings und im Schneidersitz auf dem Boden vor der Bühne. Passt zur Hippie-Aura von Lykke Li – mag der ein oder andere denken, der noch das niedliche „Tonight“ von ihrem ersten Album im Ohr hat. Als sich die Bühne mit Nebel und Lichtgeflacker füllt und minutenlang ein Intro aus Bass, Synthie und Drums dröhnt, ist gar nichts mehr niedlich.

Schwarze Tücher wehen im Gebläse der Windmaschine. Dann betritt die Band komplett in Schwarz die Szenerie und eröffnet mit „Jerome“ vom neuen Album. Zuletzt kommt die zierliche, immer etwas herb wirkende Sängerin in schwarzem Body und weiter Stola. Neue Stücke wie „Get Some“ und „Love Out Of Lust“ untermalt die 25-Jährige mit exaltierten Gesten, die an das Opferfinale eines psychedelischen Sexfilms erinnern. Keine Spur vom Klischee der putzigen schwedischen Sängerin, sondern eher David-Lynch-Mystery meets Industrial-Konzert 1982. Die gefälligeren Stücke der ersten Platte wie „Dance Dance Dance“ und „Little Bit“ werden stark entschleunigt gespielt und mit in denselben finsteren Sog der hypnotischen Trommeln gezogen, die die neue Platte durchwirkt. Ihr langes Haar verdeckt fast immer das Gesicht der Sängerin, doch ihre Präsenz lässt sich mit der Dusty Springfields vergleichen. Lykke Li singt mit einer Kraft und Selbstverständlichkeit, als sei sie schon Jahrzehnte dabei.