Lower Dens: Klangarchitekten mit unheimlichen Händchen
Atmosphäre, bitte: Die Band aus Baltimore wird allem Raunen gerecht.
All die Mikro-Genres, die durch die Blogs tanzen und der Versuch, jede Band in ein, zwei, drei dieser Gattungen einzuordnen oder noch besser eine ganz neue für sie zu finden, haben die Rezeption der Popmusik verändert. Ist das Dubgazing oder Postdrone? Was sagt die Hypemachine, und kommen die überhaupt aus Brooklyn? Der Zeitgeist beschleunigt und manipuliert die Wahrnehmung. Auch Lower Dens können sich dem nicht entziehen. Beim diesjährigen SXSW-Festival war die Band, die sich selbst als „ Dark Nerds“ bezeichnet, talk of the town und spielte mehrfach in übervollen Clubs, und das, obwohl sie nicht einmal Debütantenstatus genießt: Das erste Album, Twin-Hand Movement, erschien vor zwei Jahren. Für ihr zweites Album, Nootropics, haben Lower Dens nun beim wohlgelittenen Domino-Label unterschrieben, was oben erwähntes Raunen erklären mag.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Lower Dens einfach besser geworden sind. Live ohnehin, ein natürliches Resultat von eineinhalb Jahren Konzert-Routine. Als Songwriter? Vielleicht, zumindest änderte die Band die Ansatzweise: Jana Hunter schrieb die meisten Stücke auf dem Rücksitz des Tour-Vans, irgendwo in der amerikanischen Einöde. Die auffälligste Steigerung ist eine andere: Lower Dens sind plötzlich Klangarchitekten mit einem unheimlichen Händchen für die richtige Inszenierung. Der Gitarrensound – für gewöhnlich geprägt vom Zusammenspiel aus hintereinander gekoppelten Effektgeräten und Vintage-Verstärkern – ist zwingender als zuvor, im Hintergrund flirren die Keyboards, Bass und Schlagzeug strukturieren. Ob diese Inszenierung wichtiger ist als die Songs? Ja, es scheint so, sieht man vom hittigen „Brains“ ab. Wie das klingt? Wie ein verschwommener Mix aus alten New Order, Mazzy Star und Mercury Rev. Nicht die schlechteste Kombi.