Es ist soweit, Stiv Bators hat’s nun doch noch gepackt. Die Wanderers glänzten seinerzeit durch ganz gute Ideen, auch die Dead Boys bewiesen Showtalent, und Stiv solo war immerhin vielversprechend. Aber bei den Lords Of The New Church handelt es sich um eine völlig andere Art Glaubensbekenntnis. Ausgekochte Musiker (ex-Damned Brian James, g; Dave Tregunna, b; Nikky Turner, dr), vitale Songs, hervorragende Melodien. Stiv und seine ledernen O;-Barbaren sind schon ein ganz besonderer Lekkerbissen.
Die Musik ist aufsehenerregend. Die Band spielt das Material ihrer Debüt-LP. Die Songs sind kurz, kernig, schnell, mit maximaler Trefferquote. Die meisten Stücke besitzen den angeknallten Monkees-Sound von „Russian Roulette“ mit seinem leicht benebelten „I-feel-up-and-I-feel-grroovy-„Refrain.
Eingeläutet wird der Set mit „New Church“: Cooles Gitarren-Intro, Stiv beschäftigt sich nonchalant mit dem Tambourin und ignoriert die Punk-Idioten, die ihn von der Tanzfläche anspucken. „Question Of Temperature“ kommt massiv, psychodelisch. Bei „Livin‘ On Livin'“ klingt’s, als ob sich Jim Morrison unter halluzinogenen Drogen an „I’m Not Your Steppin‘ Stone“ versucht. Von einem klotzigen, eingängigen Beat lebt „Lil Boys Play With Dolls“ und die lässigen Harmonien von „Eat Your Heart Out“ beschwören die Vision von Crosby, Stills & Nash auf dem Punk-Trip.
Bis auf zwei langatmige Erläuterungen zu „Open Your Eyes“ und „Russian Roulette“ gibt’s weiter keine verbindlichen Worte an das Publikum, trotzdem wird die Band nochmal für ( zwei Zugaben herausgebeten. Das j Album haben sie schon einmal durch, ( also spielen sie noch eine hinreißen- de Neufassung des Oldies „Fortune -Teller“. ( Die Band, im ersten Set noch einigermaßen schlaff, erwacht erst richtig zum Leben in der Mitternachts-Show, wo sie nicht nur brillant spielt, sondern sich bei ihren Backgroundvocals zu einer Mischung aus Punk und gregorianischen Chören hinreißen läßt. Eine tolle Kirche, The New Church … auf jeden Fall der interessanteste Gottesdienst seit Jahren.
