Lonnie Mack


Man staunte schon nicht schlecht über die Gitarrenarbeit des Headliners, und dabei waren die angekündigten Special guests noch nicht mal auf der Bühne! Aber als Keith Richards und Ron Wood zu Lonnie Mack auf die Bühne kletterten während so Herrschaften wie Dylan, Jagger oder Paul Simon sich prächtig im Publikum amüsierten ging im Lone Star Cafe erst richtig die Post ab.

Wie kommt’s, daß ein solches Aufgebot an Prominenz in einen kleinen Club pilgert, nur um einen Gitarristen zu sehen, der irgendwann zu Beginn der 60er ein paar Instrumental-Hits hatte? Nun, der gute Lonnie Mack ist ein typischer „musicians musician“. Nie die Schwelle zum kommerziellen Erfolg passiert, war es doch er, der den musikalischen Grundstein für Leute wie Clapton oder Stevie Ray Vaughan (der übrigens sein aktuelles Album Strike Like Lightning produzierte) gelegt hatte.

Diese seltene Gelegenheit, den Großmeister live zu erleben, ließen sich die zwei berühmten Schüler und eine eingeschworene Fangemeinde natürlich nicht entgehen. Hier gab’s state-of-the-art Blues-Rock, wie eine Horde stampfender Büffel donnernd, mit derselben Kraft und dem gleichen Durchsetzungsvermögen. Macks Stil ist ein Konglomerat aus klassischem Blues, teils countrygefärbt und seit jeher offen, um neue Strömungen zu integrieren. So entdeckt man in seinem Spiel das gestandene Handwerk der 50er Jahre genauso wie pyrotechnische Blitze, die Jeff Beck oder Jimmy Page-Anhängern das Wasser in die Augen treiben.

Lonnie Mack – samt Dreier-Verstärkung im Rücken jagte durch angestautes Material aus zweieinhalb Jahrzehnten und ließ die Menge erst recht in Euphorie taumeln, als zum abschließenden Jam die angeheiterten Steine in den Set polterten. Man stachelte sich gegenseitig an, Richards grinste so breit wie schon lange nicht mehr, und wer sowas wie Demut in den Gesichtern der beiden Rock’n’Roll-Millionäre ausmachte, sah sich nicht getäuscht. Kein Wunder, sie standen neben einem der Besten, die das Gitarrespielen zum Beruf machten.