Was geht ab in der Hauptstadt des Trends? Aus London funkt Hanspeter Künzler.
Was lange währt, wird endlich gut: Vom 1. März an hat das britische Popschaffen sein eigenes Museum. Es befindet sich in einem architektonischen Meisterwerk der futuristischen Art in Sheffield. Das „National Centre For Popular Music“ hat ein Budget von satten 15 Millionen Pfund und will nicht nur die Geschichte der Musik selbst, sondern auch die der Tonträger dokumentieren. Lokale Musikprofis zeigen sich aber ziemlich verärgert: Offenbar hatten sie finanzielle Lunte gerochen und dem Museum Memorabilia wie von Jarvis Cocker vollgekritzelte Servietten oder Joe Cockers verschwitzte Hemden verscherbeln wollen. Das Museum lehnte dankend ab: man wolle keinen Nostalgiepark errichten, sondern ein seriöses Studienzentrum.
Zum Studium banalerer Art lädt Delia Smith, Autorin von Kochbüchern und TV-Starköchin. Sie hat mit ihrem neuesten Werk einen Bestseller verfaßt, der mühelos die Brücke zwischen Punk und Haute Cuisine schlägt. „How To Cook“ verkaufte sich seit dem Erscheinen im vergangenen Oktober weit über 700.000 Mal. Der Trick des Buches: keine noch so banale Erklärung ist unter seiner Würde, vom Dreiminuten-Ei bis zu Spaghetti, alles wird vorexerziert. Ausgerechnet Gary Rhodes, der mit einem punkigen Haarschnitt ausgerüstete TV-Rivale Delias, ließ vernehmen, das Machwerk sei eine „Beleidigung der Intelligenz der Leser“. Delia kümmert das freilich wenig. Die Marktforschung hat ergeben, daß das Buch vor allem von 18.bis 30jährigen gekauft wird, die bisher nur mittels Mikrowelle „gekocht“ haben.
Für leibliches Wohl im Sinne körperlicher Ertüchtigung sorgt ein „neuer“ Club im Nordwest-Londoner Stadtteil Kilburn: die geschichtsträchtige „National Dancehall“, einst als irischer Tanz- und Konzertsaal genutzt, wurde „zweckentfremdet“. Jetzt findet in dem geräumigen Saal mit den unzähligen Bars samstäglich der „Religious“-Club statt, mit dabei Joey Negro, Marshall Jefferson und Adam H. Die Adresse: 234 Kilburn High Road, NW6. www.nationalclub.co.uk
