Festivalbericht

Lollapalooza 2023: Die besten Fotos und Momente des Festivals


Wir waren beim Festival in Berlin dabei und zeigen euch hier u.a. die schönsten Live-Fotos.

 

Zum siebten Mal ging die Berliner Ausgabe der weltweiten Marke Lollapalooza in Berlin an den Start. Seit 2018 ist das Festival auf dem Gelände des Olympiastadions beheimatet. Wir waren dabei.

Auch in diesem Jahr heißt es Anfang September in Berlin wieder „It’s Lolla time! Und so pilgert neben Musikfans und Familien mit Kindern, auch die selbst ernannte Creatorszene ins Olympiastadion, um sich ihr Stück Kuchen vom wohl saubersten und friedlichsten Festival der Republik abzuschneiden.

Das Line-up ist abermals angenehm divers. Genregrenzen werden völlig ausgeblendet und es finden sich neben Elektro-Stars wie Ski Aggu und David Guetta auch zahlreiche Newcomer:innen sowie bereits etablierte Künstler:innen von Rap bis Folk.

Ski Aggu und Charlotte Stahl im Interview: „TikTok wird immer wichtiger“

Samstagnachmittag = fest in Frauenhand

Der Samstagnachmittag ist fest in Frauenhand. Neben Mimi Webb, Domiziana und Ayliva sorgen vor allem Lauren Spencer Smith und Ava Max für Tränenausbrüche in den ersten Reihen. Schön zu sehen, dass junge Frauen lieber weibliche Acts bejubeln, als sich die Kinderzimmer mit Boybandpostern vollzukleistern. Dieser Trend darf gerne so weitergehen. Dafür sorgen auch Zara Larsson, die mit einem kongenialen Set den stärksten Auftritt des Nachmittags abliefert und Moonchild Sanelly, die Teile ihres Gigs einfach ins Publikum verlegt, um dort mit ihren Fans ausgiebig die Haare und Hüften zu schütteln. So unterschiedlich alle Künstlerinnen sind, so sind sie doch perfekte Beispiele dafür, dass Frauen auf Festivals durchaus funktionieren. Die hoffnungsvollsten Newcomerinnen hat sich das Lollapalooza auch gesichert: Sektfreundin mit unverwechselbarer Stimme futurebae und Dancehoffnung Julie Pavon aus Dänemark.

Echt heliumhaft: Wie sich Domiziana mit Hyperpop zum Highspeed-Erfolg pitcht

Hawaii Toast, feurige Gartenzwerge und Indie-Folk

Zum Abendessen serviert der König der Elektrolore, Alexander Marcus, dann auf der Perry’s Stage im Olympiastadion einen leckeren Hawaii Toast und gibt vor gut gefüllter Hütte ein unterhaltsames Stelldichein. Gewohnt geleckt und in farbenfroher Montur schmettert Marcus Hits wie „Papaya“, „Mega“ und eben besagten Partysnack. Wer daraufhin Appetit entwickelt hat, kann sich auf dem Gelände mit diversen Köstlichkeiten von Wildburgern, Pommes, Crèpes bis hin zu Käsespätzle versorgen – wenn denn noch genug Guthaben auf dem Cashless Chip ist. Die Preise sind gesalzen, das Lollapalooza ist nichts für den schmalen Geldbeutel. Die Besucher:innen scheint dies aber nicht zu stören, Festival ist für die Meisten nur einmal im Jahr. Auch das Kidzapalooza, der Bereich für den Festivalnachwuchs, ist wieder am Start. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn die Eltern ihrem Erziehungsauftrag nachkommen würden und ihre Kinder auch genau dort lassen. Säuglinge auf dem Infield und Grundschulkinder bei Rappern mit expliziter Lyrik sind fehl am Platz.

Headliner des Abends sind Mumford and Sons, die mit einem zauberhaften Set ihr Publikum im Sturm (zurück-)erobern. Gleich der zweite Song im Set ist „Little Lion Man“, der Überhit aus dem 2009er Erfolgsalbum SIGH NO MORE. Marcus Mumford legt auch nach all den Jahren noch genauso viel Passion in seine Stimme und der Rest der Band präsentiert sich spielfreudig und ausgeglichen. Zum Abschluss des Abends fällt die Wahl zwischen dem generischen Danceset von David Guetta und dem erwartungsgemäß abwechslungsreichen Set von Ausnahmekünstler Alligatoah leicht. So füllt sich die Perry’s Stage zusehends für den deutschsprachigen Rapper und wer sich für das Krokodil und seine top Band entschieden hat, wird mit einem grandiosen Set, gespickt mit alten und neuen Hits, belohnt. Alligatoah zeigt erneut eindrucksvoll, warum er in der A-Liga der nationalen Künstler spielt. Bei „Fick ihn doch“ gibt es nun tatsächlich den besungenen „Gartenzwerg, der Stichflammen pustet“ und zu „Monet“ schaut noch Sido himself für einen Gastauftritt vorbei.

ME-Gespräch: David Guetta

„So kalt kommen wir nicht mehr zusammen“

Für den zweiten Festivaltag haben sich die Veranstalter:innen nochmal ganz große Namen geholt. Das Nachmittagshighlight sind unumstritten die Wiener von Bilderbuch. Ihr poppiger, funkiger Indiesound kommt an und Maurice Ernst am Mikrofon lässt es sich nicht nehmen, sarkastisch auf den Kommerz, dem das Festival unterliegt, hinzuweisen. Große Liebe für Ernst, der sich bei der Nennung der Sponsoren ein lautes „LOL“ in Richtung Deutsche Bahn nicht verkneifen kann. Die Fans halten tapfer bei über 30 Grad in der Sonne durch und feiern das Set der Österreicher, die mit ihren Hits „Bungalow“ und „Spliff“ den Platz vor der MainStage North noch zusätzlich aufheizen. „So kalt kommen wir nicht mehr zusammen“ prophezeit Ernst.

Für die Zukunft des Indie-Rocks ist auch gesorgt, denn die britischen Lovejoy beweisen auf der Alternativestage eindrucksvoll, dass die nächste Generation der Indie-Kids schon in den Startlöchern steht. Die Mainstages werden derweil von Jason Derulo bespielt, der musikalisch imposant daherkommt, mit seiner machohaften Bühnenshow aber bei der einen oder anderen für Cringe-Alarm sorgt. Macklemore im Anschluss zeigt hingegen, dass es auch „in sympathisch“ geht und legt einen hervorragenden Gig hin. Publikumsnah präsentiert sich der US-Amerikaner und lässt keinen seiner Hits (u.a. „Thrift Shop“ und „Can’t hold us“) aus.

Den Headlinerslot haben sich jedoch Imagine Dragons aus Las Vegas redlich verdient. Was für eine Liveband! Sänger Dan Reynolds nutzt die ganze Länge des Bühnenstegs, während die Band sich eher im Hintergrund hält. Wie gut Imagine Dragons auf Platte sind, ist hinlänglich bekannt, aber dass diese Gruppe live nochmal einen draufsetzt, dürfte einige überraschen. „Thunder“, „Radioactive“ und „Believer“ sind die Highlights des Sets. Imagine Dragons beenden das Lollapalooza 2023 auf die bestmöglichste Art und Weise.

Wer zuletzt lacht: Warum Alligatoah wenig wirklich zu lieben scheint

Instagramable

Über 60.000 Besucher:innen zählt das Festival am Ende und die Polizei lobt den friedlichen Charakter des Festivals. Wer damit beschäftigt ist, das beste Foto für den Instagram-Account zu schießen, hat eben keine Zeit sich zu streiten. Neben der Musik steht für viele eben auch der selbstdarstellerische Aspekt im Fokus. Die Kulisse gibt es her und ganz nebenbei kann man sich auch noch Festivalfrisuren machen lassen, sich auf dem Fashionpalooza mit den richtigen Outfits eindecken oder sich im Grünen Kiez über Nachhaltigkeit informieren.

Verfilmte Popliteratur, der Tod und ich: Linus Volkmanns Popkolumne

Der Termin für 2024 steht bereits fest, das Lollapalooza Berlin wird am 7./8. September an gewohnter Stelle stattfinden.