Live on Leinwand: Konzertfilme


Im Unterschied zu Rock-Dokumentationen beschränken sich Konzert-Filme auf’s Wesentliche: mächtig musizierende Musiker. Das ist meistens eine klare Sache für Fans, die mehr als dankbar sind, ihre Helden ohne die langen Pausen zwischen zwei Tourneen sehen zu können. Oft allerdings auch eine triste Angelegenheit — weil die Leinwand das Flair eines echten Gigs eben schwerlich ersetzen kann (bei Live-Platten ist es schließlich auch nicht anders). Man denke nur an allzu brav abgefilmtes Mittelmaß vom Schlage „Pinie Floyd in Pompeij“, „Rust Never Sleeps“ (Neil Young) oder „Cure in Orange“. Kamera drauf und Film ab kann als Regieanweisung eben nicht genug sein, um ein Kinoerlebnis zu vermitteln, daß der reellen Konzertsituation möglicherweite eine neue Dimension hinzufügt oder sie gar mit filmischen Mitteln neu inszeniert. Doch natürlich wurden der Nachwelt auch einige sensationelle Ausnahmen beschert, die sowohl auf dem Musik- als auch auf dem Film-Niveau begeistern. Drei Werke erheben da — je nachdem, wen man gerade fragt — Anspruch auf die Krone des besten Konzert-Films.

1) „Gimme Shelter“ (1970). Dokumentation des Rolling Stones-Alfa mont-Konzerts, bei dem ein Konzertbesucher von den als Ordner geheuerten „Hell’s Angels“ getötet wurde. Als friedliches Open-Air geplant, endete das Konzert im brutalen Chaos. Mit dem Glauben an „love, peace & happiness“ war es fortan im Rock V Roll vorbei, ein Konzertfilm wurde unfreiwillig zur Zeitgeschichte.

2) „The Last Waltz“ (1978). Meister-Regisseur Martin Scorsese fing das Abschiedskonzert von The Band ein, zu der sich im Verlaufe des Abends Bob Dylan, ein ungewöhnlich lebhafter Van Morrison, Muddy Waters, Neil Young und sogar gänzlich unpeinlich Neil Diamond gesellten.

3) „Stop Moking Sense“ (1984). „Schweigen der Lämmer‘-Mastermind Jonathan Demme inszeniert die Talking Heads — innovativ, aufregend, meisterlich. Laut Julien Temple „die perfekte Präsentation einer Band und ihrer Musik“. Übrigens: die Video-Fassung hat der Kino-Fassung drei Extra-Tracks voraus.

Auf den nächsten Plätzen zwischen Fankost und tatsächlicher Konzertfaszination: „The T.A.M.I. Show“ (1965; m.: Stones, James Brown, Marvin Goye, Smokey Robinson); „Festival-“ (1967, m.: Joan Baez, Donovan, Bob Dylan u.v.a.); „Monterey Pop“ (1967, m.: Animal», Jimi Hendrix, Janis Joplin, Otis Redding, The Who, u.v.a.); „Woodstock“ (1970; m.: Joe Cocker, Crosby, Stills, Nash & Young, Jimi Hendrix, Santana, The Who u.v.a); „Let It Be“ (1970, m.: The Beatles) „Mad Dogs And Englishmen“ (1971, m.: Joe Cocker); „Fillmore“ (1972, m.r Grateful Dead, Jefferson Airplane, Santana); „Concert for Bangla Desh“ (1972, m.: Eric Clapton, Bob Dylan, George Harrison u.v.a.); „Yessongs“ (1973); „The Song Remains The Same (1974, m.: Led Zeppelin); „Divine Madness“ (1980, m.: Bette Midier); „A Night With Lou Reed“ (1983); „Sign of the Times“ (1987, m.: Prince), „Big Time“ (1988, m.: Tom Waits) und — aber nur in ausgewählten IMAX-Großleinwand-Kinos der Well — .AI the Max“ (1992, Rolling Stones).