Interview

Lena im Blind Date: „Deutschpop ist für mich eine Hassliebe“


Im Blind Date mit Musikexpress äußert sich Lena zu ihrer Definition von Authentizität und erklärt, warum Deutschpop so ein schwieriges Thema für sie ist.

ME-Redakteurin Jördis Hagemeier beschrieb Lenas neues, Anfang April 2019 erschienenes Album ONLY LOVE, L in ihrer Rezension als „ein protzig poliertes Stück Pop“, das textlich jedoch allerlei wichtige Themen, wie „Selbstakzeptanz, Grenzüberschreitung, Ehrlichkeit, Reue, Stärke, im Abstrakten sogar Gesellschaftskritisches“ zu bieten habe.

Ähnlich reflektiert gab sich die Sängerin auch in ihrem Blind Date mit Musikexpress, bei dem wir der 27-Jährigen einige ausgewählte Songs von zum Beispiel James Blake, Taylor Swift, Rin und Bilderbuch vorspielten und sie diese kommentieren ließen.

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Passend zu den auf ihrem neuen Album behandelten Themen, sprach sich Lena auch in dieser Gesprächsrunde immer wieder für mehr Mut zum sprichwörtlichen „Nackigmachen“ aus – ein Prozess, der sich auf vielerlei Arten äußern könne. So sei sie selbst zwar in ihrer Jugend eher „tomboy-mäßig unterwegs“ gewesen und trage auch heute noch eher selten viel Make-Up oder schicke Kleidung. Dennoch habe sie gegen „das ganze Katy-Perry-Heititei-Gedöns“ ebenfalls nichts einzuwenden.

Leider sei die Inszenierung der eigenen Person gerade in Deutschland häufig sehr negativ belastet. „Dabei sind doch alle Facetten einer Persönlichkeit authentisch, solange sie Teil dieser Person sind“, so Lena.

Lenas neues Album hier im Stream hören:

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Generell scheint Lena zur deutschen Musikszene ein gespaltenes Verhältnis zu haben. Während sie deutschen HipHop sehr gerne möge, verbinde sie mit Deutschpop eine Art Hassliebe.

Als Reaktion auf die Lyrics des Songs „Marijke Amado“ von The Düsseldorf Düsterboys feat. Albrecht Schrader sagt sie:

„Geil. Bei ‚Sing meinen Song‘ hab ich damals auch ein paar Songs auf Deutsch gecovert, das hat mir ganz gut gefallen, dann gab’s noch ein deutsches Featuring mit Genetikk. Aber sobald ich mich damit auseinandergesetzt habe, wie meine Musik auf Deutsch klingen würde, konnte ich meine Stimme nicht finden. Ich hab‘ keinen Sound und keine Worte gefunden. Deutsche Musik kann der Hammer sein, weil man checkt, was gesagt wird. Und weil es immer noch Deutsche gibt, die englische Texte nicht so gut verstehen, wird man mit deutschen Songs sicher besser gehört, sofern man etwas Gehaltvolles zu sagen hat. Auf Englisch ist es dafür einfacher, inhaltlose Texte zu schreiben: ‚ And this is crazy, so call me maybe‘. So eine Zeile auf Deutsch wäre der absolute Horrortrip: wahrscheinlich einfach Schlager, wovon ich kein großer Fan bin. Für meinen Geschmack ist aber auch Deutschpop ein schwieriges Thema. Eine Hassliebe. Was ich wiederum mag: deutschen HipHop.“

Seit Lenas „Eurovision Song Contest“-Teilnahme 2010, mit der sie den ersten Platz belegte, geht es mit ihrer Karriere konstant bergauf. Inzwischen hat sie fünf Studioalben veröffentlicht und steht außerdem derzeit für die ProSieben-Sendung „The Voice Kids“ vor der Kamera.

Das vollständige Blind Date mit Lena findet Ihr in der aktuellen Ausgabe des Musikexpress:

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