Lana Del Rey


Reifeprüfung in Berlin: Der Superstar in spe füllt im Roten Salon seinen Hype mit Fleisch, Blut und etwas Morbidität.

M an wird den Eindruck nicht los, dass einige an diesem Abend auf etwas Spektakuläres im negativen Sinn hoffen. Auf ein Konzert, das mehr einem Unfall gleicht als einem Ereignis, auf eine Lana Del Rey, die alle Versprechen bricht und aus dem Showcase, traditionell eher Gerichtsverhandlung als Konzert, als Verliererin hervorgeht. Manche meinen, sie hätten recht behalten. „Lana Del Hype“ wird später auf Facebook zu lesen sein, garniert mit der Bemerkung, die Künstlerin sei unsicher gewesen. Andere schreiben, sie hätte „ganz gut“ gesungen.

„Ganz gut.“ Ein patriarchalisches Kompliment, das außer Acht lässt, um was es an diesem Abend geht: Lana Del Rey zeigt, dass sie jene Stimmung, die das bereits allseits bekannte „Video Games“ transportiert, auch auf Abendlänge strecken kann. Das hat gar nicht mal so viel mit dem Gesang zu tun, der tatsächlich stark ist. Eher liegt es an der ungemeinen Stringenz, mit der die Amerikanerin sich an diesem Abend inszeniert. Haare? Sitzen. Mehr als das, sie sehen aus wie ein feistes Stück Baiser. Der Blick? Scheu, aber auf kokette Art und Weise. Die Band? Sie erledigt ihren Job und versinkt dabei in völliger Bedeutungslosigkeit, was überhaupt nichts macht. Den Job der Sidekicks übernehmen schließlich zwei auf Kugeln gespannte Leinwände, die mit amerikanischer Popkultur bespielt werden. Die amerikanische Flagge, Feuerwerk, Elvis Presley, Hollywood, JFK. Die Gegenwart wird ausgeblendet. Ob Teil eines cleveren Marketingplans oder von Lana Del Rey selbst am iPhone gebastelte Clipkunst, das weiß kein Mensch. Es ist aber auch egal, weil es sich an Songs passgenau anschmiegt, die ein Amerika mit starken Männern, ebenso starken Drinks und der Vermutung, das alles böse enden wird, schildern. Acht sind es. Etwa die Hälfte des Albums, so sagt Lana Del Rey selbst. Wir sind gespannt auf die andere.