Lack-Affen


„Ich denke, ich habe das Zeug dazu, einer der besten Songschreiber im heutigen England zu werden“, spricht Dr. Robert -— eigentlich Robert Howard — mit dem Brustton der Überzeugung.

Der bescheidene junge Mann ist Sänger und Kopf der britischen Newcomer BLOW MONKEYS. Warum eigentlich Blow Monkeys? „Dieser Name stammt noch aus der Zeit, als ich in Australien lebte und dort mit einigen Aborigines jammte. Ich an der Akustik-Gilarre und die Einheimischen auf riesigen Eukalyptus-Flöten, sogenannte ‚dijereedoos‘. Die Leute schimpften uns einfach ‚die blasenden Affen‘, was zwar sehr rassistisch, aber immerhin ein guter Bandname war…“

Aber was gibt dem smarten Dandy eigentlich die Gewißheit, als Songschreiber die gesamte britische Elite auszustechen? „Weil das alles Luschis sind! Schau sie dir an: 90% der Bands beginnen mit dem Kopieren ihrer Plattensammlung, die vorwiegend aus Mott The Hoople und David Bowie-Exponaten zusammengestellt ist. Die wahren Roots, den schwitzenden Soul kennt doch niemand mehr! Die meisten Leute glauben doch im Ernst, ,Young Americans‘ von Bowie sei die erste Soul-Platte überhaupt gewesen. Und dann enden sie natürlich irgendwann wie dieses eklig geglättete Spandau Ballet!“

Und wenn’s darum geht, möglichst hautnahe Impressionen zu vermitteln, dann ist der Herr Doktor auch bereit, wie Wallraffs Günter, vor Ort zu recherchieren: „Ich kenne keine Kompromisse. Als ich mir vornahm, einen Song über abartige Sexualpraktiken zu schreiben, tauchte ich für einige Wochen in berüchtigten Teilen Sohos unter, um die Sado/Maso-Szene zu studieren!“

Der Ordnung halber sei vermerkt, daß Dr. Robert nur den Fakten auf der Spur war und an keinem wie immer gearteten persönlichen Lustgewinn interessiert war. (Nachzuhören übrigens auf dem aktuellen Album ANIMAL MAGIC, „Sweet Murder“).

Auf seiner jüngst beendeten Deutschland-Tournee konnte man den durchaus nicht unattraktiven Herrn Doktor samt Rezepturschrank dann bewundern. Die gesamte Bandbreite der schwarzen Musiker — angefangen vom Baumwollpflücker-Blues bis hin zum Phillysound-Schmalz keyboardgetürkter Violinen — ist da zu einem musikalischen Negerkuß mit leichter, weißer Sahnecreme-Füllung verschmolzen. Genau das Richtige für den Brunftschrei im Frühling…