Kym Mazelle / Ten City
Gespannt sah man der großen Bewährungsprobe entgegen. All dies Gerede im Vorfeld, von wegen „Deep House“ sei keineswegs eine schale Studio-Totgeburt, sondern neues Exerzierfeld für richtige Musiker aus Fleisch und Blut – nur ein ausgebuffter Promotionbluff oder doch zurecht selbsbewußtes Statement einer nachgewachsenen Soul-Generation?
Kym Mazelle im Vorprogramm strafte bzw. beglückte alle Skeptiker mit einem rundum hervorragenden Auftritt. Das schönste Kompliment, das man der „Deep House“-Queen machen kann: Sie steht locker über sämtlichen Kategorien. Ob strammer House-Beat, zehrende Soul-Ballade oder beckenfreundlich groovender Funk modernen Zuschnitts – mit einer wahrlich imposanten Stimme macht sich Kym alles souverän zu eigen.
Und sie weiß sich zu verkaufen: Ein bißchen vulgär, gleichzeitig ein bißchen ironisch damit kokettierend – Kym ist genau die Mischung aus Lady und Tramp, die alle Männerherzen gleich schneller schlagen läßt, ohne dabei die Errungenschaften der Emanzipation wesentlich zu gefährden.
Die Band? Solide und sehr gut beieinander, abgesehen mal vom Kapellmeister, der glaubte, sich mit Schweinegitarren-Einlagen profilieren zu müssen. Ein Extra-Punkt geht an das gemischte Background-Pärchen, das Kym stimmlich kompetent Paroli bot.
Mit einem auf diese Art und Weise bestens vorgeheizten Publikum hatten Ten City dann naturgemäß leichtes Spiel. Leider doch nicht mit den versprochenen Streichern angerückt (oder hab ich sie im Getümmel übersehen …?), lieferte das Chicagoer Vorzeige-Trio einen fast schon erbarmungslos rhythmusfixierten Set ab, der die Nuancen der Vorgängerin ein wenig vermissen ließ, auch wenn das Tempo schon mal gedrosselt wurde.
Aber darum geht s hier natürlich auch in erster Linie – bumm, bumm, bumm und – weil’s so schön war – nochmal bumm. Die Leute – Riesenstimmung! – liebten sie eben genau dafür, besonders der eine Barkeeper, der – völlig enthusiastisch – bei ihrem Hit „That’s The Way Love Is“ partout nicht mehr zum Bedienen kam.