Kurz und live
Panic! At The Disco – Berlin, Columbiahalle.
Es ist ein komischer Zwitter dort auf der Bühne, eher eine multiple Band, die eine große Pop-Revue mit illustren Gästen präsentiert. Dieser uneheliche Sohn von Paul Weller mutiert plötzlich zu Elton Mercury, die Band spielt dazu so etwas wie Glam-Rave-Pop, bevor die Elektro-Bridge bei den New Romantics ausläuft. Alles klingt sehr tight und ausgecheckt und fast beängstigend routiniert. Und der Roadie muss wie ein TV-Animateur die Teenies zu mehr Applaus für die Zugaben animieren, bevor sie sich widerstandslos aus der Halle kehren lassen.
The Pipettes – Atomic Cafe.
Zwar gibt es einige schmucke Mädchen in Punktekleidchen hier, aber so doll die Kultveranstaltung mit Massenverkleidung ist so ein Pipettes-Konzert noch nicht. Die drei sehr souveränen Mädels selbst – die Backingband The Cassettes bleibt hinten bei ihren Leisten – halten sich zwar an ihre Choreographie-Vorgaben. Arme fliegen durch die Luft, Hände fügen sich flüssig zu Gesten, die seit den Chantels zum Ausdrucksrepertoire aller Vokal-Girl-Groups gehören. Aber es wirkt nicht auswendig gelernt, sondern flippt hübsch ansteckend. Und singen können Rose, Gwenno und Becki fraglos. Dass unter den aus Koketterie und 60s-Pop, Doo-Wop und Indiepop gedrechselten Perlen auch ein paar banale Schema-F-Songs sind, spielt keine große Rolle. Eine Stunde Spaß – mehr Pipettes braucht man aber auch nicht. Und nächstes Mal mach‘ ich mir auch Punkte aufs Kleid und find’s einfach wunderbar, versprochen!
Jan Delay – München, Muffathalle.
Der Chef-Styler ist im (ausverkauften) Haus. Das ihm und seiner unfassbartighten Funk-Bigband knapp zwei Stunden treu folgt. Was ja nicht unbedingt der Fall hätte sein müssen, so hemmunglos wie sich der Beginner-Zampano als gut gelaunter Entertainer geriert. Das ist Pop, liebes Hip-Hop-Deutschland. Da müssen Hits kommen (ja, sogar „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“), Hits gecovert („Conga“, Miami Sound Machine], Hits zusammengebracht lein Live-Mash-Up von Cameo und Das Bo] und neue geschaffen werden (Jan rappt zu „Seven Nation Army“). Das hat Stil[e]!