Kurz und Live


Isaac Hayes New York, B.B. King’s Im B. B. King’s treten gern Legenden auf, die mit ihren großen Namen Touristen vom Times Square herein an die teure Barvorder Bühne locken. Taj Mahal z.B., oder Bo Diddley. Odereben isaac Hayes: bad muthafucka Shaft, Mr. Stax, Southpark-Chef, Black Moses himself! Geduldig trank man Zwölf-Dollar-Drinks, bis die ersten Wah-Wah-Töne erklangen und Hayes, in Sonnenbrille und Tunika gehüllt, auf die Bühne kam. Doch Moment: Warum wurde er gestützt? Warum sang er kaum, und wenn, dann schief? Warum übernahm einer der Keyboarderall die klassischen Hayes-Soli und warum soufflierte der Gitarrist dem Meister und blätterte ihm die Noten um? DieAntwort: Isaac Hayes hatte vor ca. einem Jahreinen Schlaganfall und hatsich noch nicht wiederganz erholt. Was folgte, war traurig. Niemand wollte dem kranken Mann böse sein, andererseits zahlt aber auch niemand gern 45 Dollar, um einen Siechen neben derSpurzu sehen. Einer von Hayes größten HitswarJ Never CanSayGoodbye“. An diesem Abend sagte er Goodbye; es tat in der Seele Weh.SEVERIN MEVISSEN OK Go München, Backstage Werk Sind wir alle nur hier, um sie tanzen zu sehen? Möglicherweise, weil wir, seit OK Go es vor vier Jahren zum ersten Mal in Deutschland versucht haben, die unfassbaren Seifmade-Tanzvideos „A Million Ways“ und.,HereitGoesAgain“ gesehen haben. Die Washingtoner müssen sich irgendwann gesagt haben (vielleichtauf dem Heimweg von einem Flaming-Lips-Konzert):Tolle Popsongs, schön und gut.aberwirwollen in Zukunft entertainmentmäßig schön auf die 12 gehen bei Konzerten. Drum gibt’s bei OKGo frenetisches Tempo, hysterische Windhosen,fliegen Tambourine zum Mittrommeln ins Publikum, macht DamianKulash Faxen mitseineram Mikrobefestigten Minikamera, gibt’s zabriskiepointeske Explosionsvideos, einen Akustikset mitten im Publikum (wie bei den Stones, nur lustiger) etc.pp. „I think you just came to see us dance anyjoy“. sagt Kulash am Ende. Und dann legen sie zum Playback den „A Million Ways“-Tanz hin. Und München darf sich als gepoppt betrachten, josef winkler Eagle’Seagull, München, Atomic Caf£ Bereits 2005 erschien das Debütalbum von Eagle*Seagull in den USA, bei uns erst letzten September. Insofern sollte man sich nichtwundern. dass das Sextett aus Lincoln. Nebraska bereits eifrig neue Songs geschrieben hat und live präsentiert. Tut das Publikum im gut besuchten Atomic Cafe auch nicht. Es staunt. Darüber dass der Kammer-Indiepop des Debüts heute Ausgang hat und tanzen will. Dass neue und „alte“ Songs wie „Photograph“ plötzlich mehr nach Franz Ferdinand als Arcade Fire klingen. Über laute Gitarrenwände statt feinziselierter Arrangements. Und über Sänger Eli Mardock.dersich nicht als verschlossener Wirr-, sondern als sympathischer Wuschel köpf und Energiebündel entpuppt. Zweites Album! Bitte! Bald!

STEFAN WEBER Ben Folds München, Muffathalle Eigentlich wol Iten wir Ben Folds ja anlasslich seines Gastspielaufenthaltes in München treffen und in diesem Heft ein „ME Blind Date“ mit dem Pianomann kredenzen. Doch dann wurden am Mittag des Konzerttages alle Interviews abgesagt: Folds habe eine Lungenentzündung. Schocker! Umso erstaunterwar man, alsdann keine Konzertabsage folgte, vielmehr Folds des Abends nach einem famosen Support-SoloauftrittvonClem-Snide-ChefEefBarzelay mit seinen Kollegen Jared Reynolds(Bass) und Lindsay Jamieson(Drums) die Bühne erklomm und viehisch das Haus rockte (sowie seine wundervoll schmelzenden Balladen spielte; vorallem aberviehisch das Haus rockte). Was hat der Mann für eine Pferdenatur, mit einer Lungenentzündung im Leib…? Schon gut. das hatte eh schon lange keiner mehr geglaubt, später löste sich das Rätsel: Der Dame von der Promoagenturwares peinlich, die überzogene Ansage des Managements bezüglich Folds’Jung infection“ ungefiltert weitergegeben zu haben. Mit einem „feuer“ sei er heute morgen aufgewacht,erzählte Folds und fuhr dann fort, jenes vordem entzückten Auditorium rauszuschwitzen. Was genau auf dem Konzert los war? Klar, das zu schildern, wäre eigentlich unsere Aufgabe. Aber ernsthaft: Das müssen Sie sich einfach mal selberanschauen beim nächsten Mal.