Kurz & live


Mit Dry The River, Maximo Park und Tindersticks


Dry The River in der Prinzenbar, Hamburg

Weil die Bühne der kellergewölbeartigen Prinzenbar keine fünf Mann fasst, postiert sich der Violinist auf einer Art Vorsprung über seinen Kollegen. Die tragen die Neo-Folk-Songs ihres Debüts Shallow Bed mit dreistimmigem Harmoniegesang vor – schon schön. Beim Beginn von „Weights And Measures“ stöpseln sie die Mikros ganz aus. Wenn Sänger Peter Liddle ohne die anderen seine Kopfstimme erhebt, wackelt es zwar hie und da, aber das stört nicht weiter. Im Gegensatz zum Herumgezappel des hyperaktiven Bassisten, der sich in Rockerposen versteigt. Grandios: Eine fast zehnminütige Version von „Lion’s Den“, die lieblich anfängt und in einer Feedbackendlosschleife endet. Zach de la Rocha von Rage Against The Machine hätte da den „Gefällt mir“-Button gedrückt. Simone Deckner

Maxïmo Park in der C-Halle, Berlin

Das Gute vorweg: Paul Smith hat seinen Mark-Eitzel-Bart nicht mehr. Mit gewohnter Melone und, unveränderbar, dem Gesicht des ehemaligen E.A.V.-Freaks Mario Bottazzi, zappelt er durch ein Best-of-Set seiner Band, die im Juni ein neues Album veröffentlichen wird. Daraus gibt es immerhin einen Song zu hören: „Waves Of Fear“, ein für die Briten typisch hektisches, von Keyboards durchsetztes Stück, das zumindest Lust auf die nächste Leadsingle macht. Hoffentlich ist es nicht schon die Leadsingle! Denn die muss mit Großem konkurrieren – was einem dieser Abend wieder vor Augen führt: Maxïmo Park haben echt viele Hits. Und nach wie vor echt viele Fans, denen dankenswerterweise mit Spezialitäten wie der B-Seite „I Want You To Leave“ geschmeichelt wird. Dennoch: eine weitere Platte wie Quicken The Heart, und diese Band ist durch. Noch so eine Platte, wie eine ihrer ersten beiden, und diese Band ragt aus dem Sumpf der Class-of-’05-Absolventen heraus wie keine andere. Stephan Rehm

Tindersticks in der Volksbühne, Berlin

Wie gut das passt, auf dieser Bühne. Die Alten Herren der allergetragensten britischen Kapelle der letzten zwei Dekaden im feinen Tuch, im perfekten Halblicht, der Sound so klar gezeichnet wie die Holzvertäfelung … Moment, hier ist gar keine Holzvertäfelung. Egal. Stuart Staples steht da im Kreis seiner auf die raren Noten konzentrierten Band und ist mit seiner sonor vibrierenden Ausnahmestimme darum bemüht, wenigstens jedes dritte Wort verständlich zu machen. Das beschert ihnen zweimal volles Haus. Und eine tolle Feiertagsstimmung. Aber: Kann es sein, dass die Tindersticks in ihren schlichten Songs doch auch so einige Redundanzen produzieren – und dass das live besonders auffällt? Nach dem Konzert sagt einer: „Sie haben zu wenig Altes gespielt.“ Vielleicht war es auch nur das. Oliver Götz