Kurz & live


Twin Shadow im Magnet, Berlin

Dass das Konzert von George Lewis Jr. alias Twin Shadow trotz Verlegung in einen größeren Club lange ausverkauft war, verblüfft – obwohl sein Debüt Forget vergangenen Herbst einen ordentlichen Hype ausgelöst hatte. Die Songs des Brooklyners sind intime Kleinode, die man sich nur schwer in einem vollen Saal vorstellen kann. Doch der Charmeur mit Iro-Afro-Tolle und Schnurrbart hat eine laute, energetische Band mitgebracht. Die verwandelt den sphärischen Pathospop des Albums in ein gitarren- und schlagzeuglastiges Brett, wobei leider auch so manche Feinheit verloren geht. Das Publikum allerdings ist viel zu mitgerissen von der demonstrativen Flottheit, die von der Bühne weht, um den ans Herz gehenden Momenten der Platte nachzutrauern.

Stephanie Grimm

Die Goldenen Zitronen im HAU 2, Berlin

Das beispiellose Moderationstalent Schorsch Kameruns, Ted Gaier in einem an die Supermanntracht des späten Elvis gemahnenden Kostüm, eine spontane Allstar-Performance ihres Klassikers „Munich“ mit den Supportacts Kristof Schreuf, 1000 Robota und F.S.K. – die Goldies dürften mittlerweile die verlässlich unterhaltsamste Liveband Deutschlands sein. Man wird sich an diesen Abend aber vor allem wegen Schreuf erinnern. Der Ex-Sänger von Kolossale Jugend ätzt unter Buhrufen in seinem Soloset gegen Hamburger Kollegen wie Die Sterne („Niemand muss für Jägermeister spielen!“), wandelt sich mit einer Background-Performance während der Show der Zitronen – denen ja Sterne-Bassist Thomas Wenzel angehört – zum Publikumsliebling, indem er einfach im Takt wippend in der Kulisse steht und zehn Snickers mampft.

Stephan Rehm