Kurz & live
Konzertreviews: Paul Smith, Warpaint und The Hundred In The Hands
Paul Smith im Gebäude 9, Köln
Den doofen schwarzen Hut trägt er immer noch. Ansonsten hat Paul Smith alle Maxïmo-Park-Angestrengtheiten heruntergefahren. Er plappert lachend und in ziemlich gutem Deutsch, quatscht mit dem Publikum und macht sich über seine „Solokarriere“ lustig. Bei den Balladen, allein an der Gitarre, wirkt er fast selig, seine Stimme ist ohne den übertriebenen Hall auf der Platte um vieles wärmer. In dieser lauschigen Get-Together-Stimmung vergisst man ab und zu, dass die Songs von Margins nicht gerade vor Hooks strotzen. Am Schluss „Apply Some Pressure“. Smith weiß, dass er kein Lloyd Cole, kein Syd Barrett ist. Aber mit so viel Respekt und Spaß ist es okay, dass er sich dran versucht.
Kristina Koch
Warpaint im Festsaal Kreuzberg, Berlin
Da einem allenthalben aufgekratzte Bands ins Gesicht springen, denen in Zeiten allgemeiner Reizüberflutung kein anderes Mittel zur Verfügung zu stehen scheint, als möglichst noch größere Reize zu setzen, fällt das bei Warpaint besonders auf: die Innerlichkeit, mit der die vier jungen, hippiesk gekleideten Frauen musizieren. Mit den echoenden Gitarrenlinien und den verhallten Gesängen in den sich im Konzert noch weiter ausdehnenden Songs fliegt einem dann manchmal auch noch die Aufmerksamkeit davon. Andererseits vermögen es Warpaint, einen herunterzufahren, mit sich selbst innerlich zu werden. Viele Leute werden das heute abend offenkundig ziemlich gerne.
Oliver Götz
The Hundred In The Hands im Berghain, Berlin
Das hat schon mal Klasse: The Hundred in The Hands beginnen ihren Auftritt mit ihrem größten Hit „Dressed In Dresden“. Und zwar nicht im Original, sondern in einem Remix. Überhaupt verschiebt sich der Elektro-Pop des Brooklyn-Duos in diesem knackigen, einstündigen Liveset in Richtung Elektro. Das Publikum würdigt das mit gelegentlichen Euphoriedemonstrationen. Sängerin Eleanore Everdell, deren Stimme ruhig ein bisschen mächtiger über die Anlage hätte kommen können, ist davon überwältigt, während Jason Friedmann den coolen Indie-Boy an der Gitarre gibt.
Albert Koch