Kurz & Live


Martha Wainwright

Hamburg, Grünspan

Gegen Ende ihrer Ganzjahrestour fiel doch noch ein Deutschland-Abstecher als Headliner ab. Zum Glück, denn Marthas Repertoire reicht weit über die Songs ihres vorzüglichen Debüts hinaus. Sei es, daß sie mit ihrem Trio den „Street Fighting Man in doppelter Geschwindigkeit gibt oder den Revue-Klassiker „Bye, Bye Blackbird“ anstimmt. Ebensoviel Unveröffentlichtes und Neues wird aufgefahren. Marthas Interaktionsangebot, sie im Refrain zungenakrobatisch zu unterstützen, ist das Auditorium aber nicht gewachsen. So übernimmt sie die komplizierten Parts lieber selbst – for the sake of the song.

Shout Out Louds

München, Atomic Cafe

Da ist zuviel Bart in dieser Band. Und orange Hosenträger. Geht nicht gibt’s zwar, aber nicht bei so sympathischen Menschen, denen man bei ihrer ersten richtigen Tour hierzulande die vollen Clubs von Herzen gönnt. Die total aus dem Häuschen sind, wenn sie die Hymnen mitsingen dürfen, mit denen die Schweden Seelen streicheln und Ärsche kicken. Noch mehr, tja: Schwung hat das als auf der tollen Platte, dazu gibt’s ein Pogues-Cover und eine Keyboarderin, der man sehr gern bei der Arbeit zuschaut.“.Wie The Cure auf Speed‘, meint einer. Oder so.

Michael Penn

New York, Joe’s Pub

MR. HOLLYWOOD JR, 1947, das wundervolle neue Album von Sean- Bruder und Aimee-Mann Michael Penn wird in Europa nur als Import erscheinen, weshalb der Songschreiber keinen Sinn darin sieht, außerhalb der Staaten zu spielen. Heute sitzt Penn im vornehmen „Joe’s Pub“ vor tafelnden Gästen und singt mit dieser angenehmen McCartney-Stimme zwei Stunden lang in Dreier-Besetzung seine Lieder. Den Mann am Klavier hat man gestern noch bei Nada Surf gesehen, alle Frauen sehen aus wie in Woody-Allen-Filmen, und ein dicker Mann im Meat-Loaf-T-Shirt fällt nach dem letzten Stück betrunken vom Stuhl. Exzellent.

Maritime

Köln, Underground

Vielleicht weil Maritime früher mal The Promise Ring, jene mal Emo und Emo mal Hardcore war, durften die Düsseldorfer Punks Oiro heute als Support ran. Oiro machen 50 Lustige-Typen-Punk mit so lustigen Texten. Und hindern uns daran, von der feinen Traurige-Typen-Songwnter-Musik von Home Of The Lame direkt in die Optimistische-Melancholiker-Musik der live inzwischen richtig, richtig guten Maritime zu plumpsen. Was für ein tolles, treibendes Seil „Wir mußten gegen Oiro antreten“, sagt Davey von Bohlen hinterher. „Das fordert natürlich.“