„Kurt Cobain klingt hier einfach nur missmutig“


Es ist für einen kurzen Moment Sommer. The Subways würden lieber ins Freibad gehen. Als wir die Listening Session nach draußen verlegen, finden sie das aber fast so gut wie Freibad. Ein Weilchen dauert es allerdings, bis sie den dicken roten Faden finden, der sich durch diese Session zieht.

MUSE

„UNDISCLOSED DESIRES“

Charlotte Cooper: (sofort) Das sind Muse! Früher waren sie eine meiner Lieblingsbands. Ich mag ihr altes Zeug lieber, doch dieser Song ist toll.

Billy Lunn: Sehr poppig, und irgendwie passt alles zusammen: Text, Stimme und Akkorde. An „Plug In Baby“ kommt er trotzdem nicht ran.

THE JAM

„DOWN IN THE TUBE STATION AT MIDNIGHT“

Josh Morgan: Toller Bass.

Billy: Die Stimme kenne ich, aber ich komme nicht drauf. (nach einer Weile) Das ist Paul Weller. Aber nicht Style Council. Also The Jam. Den Song kenne ich nicht, obwohl ich die Band sehr mag. Weller ist ein durch und durch englischer Sänger, er klingt für mich sehr nach London.

THE THERMALS

„HOW WE KNOW“

Billy: Auch dieser Bass klingt großartig.

Es gibt einen gemeinsamen Nenner aller Songs. Die Bassläufe sind es aber nicht.

Charlotte: Sind das alles britische Bands?

Die hier sind aus Oregon.

Charlotte: Ich habe keine Ahnung, wer das ist.

Sie heißen The Thermals.

Josh: Seine Art zu singen ist interessant. Und wie es vor den Refrains richtig laut wird, das ist toll.

GREEN DAY

„21ST CENTURY BREAKDOWN“

Charlotte: Das sind Green Day … Ich hab’s! Alle Bands sind Trios.

Richtig.

Billy: Und ich habe die ganze Zeit nach Parallelen in den Texten gesucht.

Charlotte: Green Day sind eine tolle Popband.

Billy: Ja, und sie haben im richtigen Moment die Kurve gekriegt und ihr Spektrum erweitert. Das Operettenhafte steht ihnen gut.

MOTÖRHEAD

„ACE OF SPADES“

Billy: (beim ersten Ton) Das sind Motörhead. Den Song habe ich erst gestern geträllert.

Charlotte: Einer der großartigsten Rocksongs aller Zeiten.

Billy: Jedes Mal, wenn ich dieses Stück höre, muss ich an die „The Young Ones“ denken, eine wirklich tolle, surreale Comedy-Serie aus den 80er-Jahren, in der Motörhead einen Cameo-Auftritt hatten.

DINOSAUR JR.

„LITTLE FURY THINGS“

Charlotte: Kenne ich nicht.

Ein Tipp: Eine Band, die euch inspiriert hat, wurde ihrerseits von dieser Band inspiriert.

Billy: Erst dachte ich, es wäre Dave Grohl.

Es sind Dinosaur Jr.

Billy: Oh, J Mascis. Hat er immer noch diese langen, grauen Haare? Ein faszinierender Typ. Ja, Nirvana waren wirklich beeindruckt von ihnen. Auf Bleach singt Kurt Cobain auch noch genauso, aber dann hat er seinen Gesangstil verändert und die Worte eher herausgewürgt.

Charlotte: Seit ich weiß, dass alle Bands hier Trios sind, finde ich die Songs noch besser. Ich habe wirklich ein Faible für diese Konstellation: Man ist eng beisammen, die Band kann nicht so leicht in Fraktionen zerfallen …

NIRVANA

„PENNYROYAL TEA“

Billy: Das ist der Nirvana-Song, den ich am allerwenigsten mag – obwohl In Utero mein Lieblingsalbum ist. Der Refrain funktioniert nicht. Und Kurt Cobain klingt hier einfach nur missmutig, ohne den Charme zu entwickeln, den er etwa bei „Dumb“ hat.

Charlotte: Wir haben uns das Spielen mit Nirvana-Songs beigebracht.

Billy: (schaut zu Charlotte) Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich dir das erste Mal „Smells Like Teen Spirit“ vorgespielt habe. (guckt entrückt)

MEAT PUPPETS

„PLATEAU“

Josh: Das ist das Original des Songs, den Nirvana bei ihrer Unplugged-Session gecovert haben. Höre ich zum ersten Mal.

Billy: Es klingt wie eine Mischung aus Grunge und 70er-Jahre-Rock.

Das trifft es zeitlich ziemlich genau. Das Album erschien 1984.

Billy: Das Cover klingt sehr ähnlich, aber Kurt Cobains Gesang gefällt mir besser.

Charlotte: Live klang seine Stimme immer, als ob sie gleich umkippt. Das kam bei diesem Song besonders gut.

DIE ÄRZTE

„PAUL“

Billy: Klingt wie die deutschen Jam.

Es geht um einen Bademeister.

Charlotte: (hört angestrengt zu, bemüht ihr Deutsch) Paul is the nicest lifeguard?

Der schönste … Goldkettchen, das ganze Programm.

Josh: (streicht sich über die Brust) So wie ich.

Charlotte: Hast du übrigens gewusst: Wir kennen uns auch aus dem Schwimmbad.

The Subways

Charlotte Cooper, Billy Lunn und Josh Morgan – die beiden sind trotz unterschiedlicher Nachnamen Brüder, Charlotte und Billy waren lange ein Paar – machen seit ihrer frühen Jugend zusammen Musik. In diesen Tagen erscheint das dritte Album der Band aus Hertfordshire (nördlich von London), es heißt Money And Celebrity. Über die Internetplattform Pledge Music ließen sie ihre Fans am Entstehungsprozess teilhaben und für karitative Zwecke spenden. Produziert wurde das Album von Stephen Street (The Smiths/Morrissey, Blur, Kaiser Chiefs).