Kritik zu „Green Book“: Der Oscar-Anwärter startet in Deutschland
Kino wie aus den Achtzigern. Gut so.
Gutes kann so einfach sein. Manchmal reichen eine simple, prägnante Prämisse und der Genuss, zwei Schauspielern auf der Höhe ihrer Kunst zuzusehen, um einen im Kino glücklich zu machen. „Green Book“, der erste alleinige Film des Farrelly-Bruders Peter, will nicht die Kunstform neu erfinden oder formal neue Wege gehen. Er will einfach nur seine Geschichte so perfekt erzählen, wie es dem Unterhaltungskino möglich ist. Und wenn es nur der wohlige Schauer ist, weil man sich an Filme wie „Ein Ticket für zwei“ oder „Midnight Run“ erinnert fühlt, die in den 80er-Jahren zur Meisterschaft gebracht haben, was Farrellys Roadmovie hier versucht: Er erzählt, authentisch belegt, von der Freundschaft zweier Männer, die einander eigentlich nicht ausstehen können sollten, aber durch eine unfreiwillige gemeinsame Reise aneinandergeschmiedet werden.
Genuss mit Gegensätzen
Der hemdsärmelige italoamerikanische Türsteher Tony the Lip kann seinen ganz persönlichen Rassismus kaum verhehlen, willigt im Jahr 1962 aber dennoch ein,
den kultivierten schwarzen Klassikpianist Dr. Shirley auf einer mehrwöchigen Tour durch die Südstaaten zu begleiten. Die liebevolle Sorgfalt der blitzsauberen Erzählung ist ebenso bezaubernd, wie Viggo Mortensen und Mahershala Ali zu erleben, wie sie sich aneinander abarbeiten und mit sichtlichem Genuss Gegensätze und zunehmend mehr Gemeinsamkeiten ihrer beiden Figuren entdecken. Es wäre allerdings Entertainment mit dem Holzhammer, wenn Farrelly seine Figuren nicht auf clevere Weise gegen den Strich bürsten würde: Tony ist der Liebhaber schwarzer Populärkultur, Shirley der Kultursnob.
„Green Book“ startet am 31. Januar in den deutschen Kinos. Nach drei Auszeichnungen bei den „Golden Globes“ macht sich das Team des Films nun Hoffnungen bei den Oscars, bei denen „Green Book“ in mehreren Kategorien nominiert ist. Auch in der Königskategorie „Bester Film“.