Kenner der deutschen Pop-Szene halten die Gruppe Kraan für eine der ‚ganz grossen Hoffnungen‘ für die Zukunft. Das wird von vielen Gruppen gesagt und erweist sich doch meistens nur als Werbeslogan.
Kraan hätte den grossen Durchbruch längst geschafft, wenn nur musikalische Faktoren entscheidend wären für den Erfolg. Auf dem Gebiet erfüllen sie spielend alle Erwartungen, die man in eine echte ‚Gruppe der Zukunft‘ setzen kann. Es hängt im Falle Kraan eigentlich nur noch von den Fans ab, ob die Gruppe wirklich ihren Weg macht.
KRAAN LIVE
Kraans grosse Starke sind Live-Auftritte, da holen sie immer in ganz kurzer Zeit die Zuhörer von den Sitzen und verwandeln sie in eine brodelnde Rock-Masse. Kraan-Musik ist ein Hammer, nicht im Sinne von Lärm, sondern was die Wirkung angeht, die sie ausübt. Den Hammer produzieren Helmut Hattler (Bass), Jan Friede (Schlagzeug), Alto Pappert (Saxophon) und Peter Wohlbrand (Gitarre). Kein wirklicher Rock-Fan sollte sie sich entgehen lassen, wenn sie mal wieder auf Tournee sind.
KRAAN AUF PLATTEN
Die erste Kraan-LP erschien 1972 und war damals nur in Insider-Kreisen ein Begriff. Obwohl sie schon damals musikalisch überzeugten, war die LP nicht umwerfend, weil die Aufnahmequalität ziemlich schwach war. Das war bei der zweiten Scheibe nicht mehr der Fall, die Aufnahmetechnik war jetzt ausgezeichnet, aber die Musik hatte sich etwas gewandelt. Sie bestand jetzt aus mehreren kurzen Songs, die durchschaubar und simpel waren. 1974 kam dann ihre dritte LP auf den Markt, ‚Andy Nogger‘, die bisher mit Abstand die Beste ist. In Kürze soll nun endlich ein Live-Mitschnitt auf Platte erscheinen, höchstwahrscheinlich ein Doppel-Album. Damit erfüllt die Gruppe endlich den grössten Wunsch aller Kraan-Fans, die schon lange auf ein solches Album warten.
KRAAN INTERNATIONAL
Neben der neuen Platte tut sich auch sonst noch so einiges bei Kraan. England ist inzwischen auf sie aufmerksam geworden, und wahrscheinlich geht’s schon im Frühjahr zu einer Tournee auf die Insel. Sogar die USA klopfen schon leise an. Die LP ‚Andy Nogger‘ ist dort kürzlich auf den Markt gekommen. Langsam aber sicher haben sich deutsche Gruppen in Amerika einen guten Namen erspielt, und auch Kraan wird bald zu ein paar Konzerten über den Teich fliegen. Dort müsste Kraan mit einiger Sicherheit gut ankommen, denn Jazz-Rock, wie sie ihn spielen, ist in den USA sehr ‚in‘, und der schwarze Teil der Bevölkerung wird auf Kraans Rhythmus-Arbeit ansprechen. Die Zeichen stehen günstig für Kraan, warum sollte es also nicht tatsächlich bald eine echte ‚German Super-Group‘ geben?
