König Künstler


Das Punklabel Epitaph hat mit Anti und Fat Possum zwei Sublabels, die Fans in Bono, Beck und Iggy Pop haben.

Tom Waits ist der Grund, warum wir Anti Records überhaupt gegründet haben“, erzählt Andy Kaulkin, seit 1997 Epitaph-Präsident und Chef von Anti. „Alles begann damit, dass er auf der Suche nach einer Plattenfirma war. Er hat sich für Epitaph interessiert, also kam er bei uns vorbei.“ Da das von Bad Religion-Gitarrist Brett Gurewitz ins Leben gerufene Punklabel inhaltlich allerdings kein geeignetes Umfeld für Waits bot, gründete Kaulkin mit Anti Records Ende der 90er Jahre ein Sublabel. Am 19. Juni 1998 unterschrieb Waits und veröffentlichte knapp ein Jahr später mit Mule Variations eines der bedeutendsten Alben seiner Karriere, das ihm nach sechsjähriger Pause ein triumphales Comeback ermöglichte. „Wenig später hab ich gelesen, dass Merk Haggard Plattenfirmen hasst“, so Kaulkin. „Mir war klar, dass er damit perfekt zu uns passen würde. Wir geben den Musikern exzellente Konditionen und totale künstlerische Freiheit wir verstehen uns als Service-Unternehmen!“ Auch wenn das eine Philosophie ist, die sich fast jedes Label auf die Fahne schreibt – bei Anti scheint es der Wahrheit zu entsprechen: Kaum hatte die inzwischen 66-jährige Country-Legende Haggard einen Vertrag unterschrieben, erschien mit If I Could Only Fly ein sparsames Album, das zu den besten einer Karriere gezählt werden muss, die knapp 70 LPs umfasst. Die gleiche Geschichte lässt sich über den großen Soulmusiker Solomon Burke (67) erzählen, der mit Don’t Give Up On Me ein fantastisches Alterswerk vorgelegt hat. Und auch der nicht eben leicht zufrieden zu stellende Tricky hat es sich als europäisches Signing bei dem Label bequem gemacht, das derzeit die Veröffentlichung Plague Soundcapes von The Locust vorbereitet.

Als zweites Sublabel von Epitaph stellen wir in diesem Monat die „unkorrupteste Plattenfirma Amerikas“ (Iggy Pop), Fat Possum, vor, die in Water Valley, Mississippi, beheimatet ist. Matthew Johnson zog vor Jahren in den Sümpfen der Südstaaten „von Wohnwagen zu Wohnwagen“, um mit aller gebotenen Vorsicht nach pensionierten Gitarristen wie T-Model Ford und R.L. Burnside – beide verurteilte Mörder – zu suchen. Als kompromissloses Blueslabel machte sich Fat Possum so einen Namen, erhielt hervorragende Kritiken und fand in Bono und Beck prominente Fans. Große Gewinne allerdings waren mit den radikalen Bluesplatten nicht zu erzielen, so dass 1997 der Anschhiss an Epitaph Fat Possum „das Leben gerettet hat“, wie Johnson zugibt. Heute ist er „erstaunlich optimistisch“, hat er doch inzwischen mit der viel versprechenden Zwei-Mann-Band The Black Keys, dem Projekt des Jon-Spencer-Gitarristen 20 Miles und dem schrulligen Bob Log III „ein paar Künstler, die unter 70 sind und keinen Leberschaden haben „. Vertreten werden die Labels in Europa durch 17 Mitarbeiter, die in einem Büro in Amsterdam Promotion und Marketing koordinieren.

>» www.anti.com >» www.fatpossum.com

1. Tricky

Antimatter

Neue LP, neuer Mensch: Tricky will klarstellen, dass er „nicht der Teufel“ ist.

Inspiriert von dem guten Wetter seiner neuen Wahlheimat Los Angeles hat Tricky das Album Vulnerable einsgespielt, mit dem er sich – nomen est omen – verletzlicher und offener gibt. „Man hat mich ‚The Dark Prince‘ genannt Das bin ich aber nicht“.

sagt der Brite, der die weiblichen Gesangsparts auf Vulnerable für seine Entdeckung Costanza Francavilla geschrieben hat, die bisher selbst in ihrem Heimatland Italien relativ unbekannt war.

2. Tom Waits

God’s Away On Business

Gott ist auf Geschäftsreise: Ein Höllenspektakel aus Waits'“Woyzeck“-Adaption.

2000 feierte das Avantgarde-Musical „Woyzeck“ Premiere, das Tom Waits mit Robert Wilson zunächst in Dänemark, später auch in ganz Europa und den USA auf die Bühne brachte. Für das, wie er sagt, „erdverbundene Fleisch-und-Knochen“-Album Blood Money spielte Waits mit einigen Musikern endlich selbst die Kompositionen ein, die er mit seiner Frau Kathleen Brennan für die Bühne geschrieben hatte.

3. Muggs

Gone For Good

Everlast lieh dem DJ von Cypress Hill für diesen Track seine mächtige Stimme.

Mit gelegentlichen Gastsängern, aber völlig ohne Rapper spielte der einflussreiche DJ und Produzent von Cypress Hill seine erste Solo-LP dust ein. „Es ist ein Rock-Konzeptalbum“, sagt der Künstler aus Queens in New York von seinem psychedelischen Erstlingswerk. „Aber es ist düster, langsam und sehr, sehr tief. Das ist Zeug, dos man sich anhört, wenn man um drei Uhr morgens aus dem Club nach Hause kommt und noch einen Dübel raucht.“

4 .Buju Banton

One To One

„Sweet Lovers Rock“ von einem der größten Dancehall-Künstler Jamaikas.

„One To One“ stammt aus Friends For Life, dem zweiten Album, das Mark Anthony Myrie als Buju Banton für Anti Records aufgenommen hat. Als Produzenten hat der ehemalige Profi-Fußballer (1.jamaikanische Liga) den großen Bobby Digital (Beenie Man, Sizzla) engagiert. Buju gehört seit 1992 zu den bedeutendsten Ragga-Vokalisten seiner Heimat und setzt im Unterschied zu vielen seiner Kollegen auf positive Botschaften.

5. Daniel Lanois

Falling At Your Feet

Bono singt diesen Song mit dem Produzenten vonn U2s 5 The Joshua Tree. Zehn Jahre nach The Beauty Of Wynona veröffentlicht der Produzent von Meilensteinen wie Bob Dylans Time Out Of Mind und Oh Mercy sowie Peter Gabriels so sein drittes Solo-Album Shine, Falling At Your Feet schrieb Lanois in Dublin mit Bono während der Arbeit an U2s All That You Can’t Leave Behind. Der Kanadier spielt hier fast alle Instrumente selbst.