„Klo, Steine, Scherben“
Jedes dieser Bilder erzählt eine Geschichte. Nur welche? Wir haben nachgefragt. Diesmal: Nico, Maxim und Tarek (K.I.Z.)
Nur für Frauen
Am 8. März 2011 spielen K.I.Z. im Berliner Club Lido ein Konzert, zu dem nur Frauen eingeladen sind.
Nico: Das war eine Idee des Kollektivs, des Think Tanks K.I.Z.
Tarek: Eine Alkohollaune. Die Idee kam uns vor einem Späti in Kreuzberg. Ein Typ von einer mit uns verfeindeten Gruppe hatte die Idee auch schon mal. Wer’s war, weiß ich aber nicht mehr.
Maxim: Die Beastie Boys hatten auf ihren Konzerten mal einen getrennten Frauenbereich. Lächerlich. Wir wollten einfach konsequenter sein.
Tarek: Es riecht nicht so stark.
Maxim: Und es wird besser gesungen.
Nico: Wir wollen alle Minderheiten einmal durchgehen. Als Nächstes gibt es ein Konzert nur für Tiere.
Thilo Sarrazin
Auf dem neuen Album Urlaub für’s Gehirn gibt es einen Song namens „Doitschland schafft sich ab“.
Maxim: Es ging uns nicht darum, Sarrazin lächerlich zu machen.
Tarek: Es geht mehr um dieses Alle-über-einen-Kamm-Scheren. Das kann man auch mit Frauen oder Tieren machen. Für uns kein Problem.
Nico: Im Song gibt es Redewendungen, die Leute mit rechtem Gedankengut verwenden. „Wenn sich mehr als zwei unterhalten, ist das schon verdächtig.“ Wer hat das gesagt? Körting? Man merkt hier, wie lächerlich sich so etwas anhört.
Bootskonzerte
Zwischen dem 9. und 11. September 2010 geben K.I.Z. kostenlose Konzerte von einem Boot auf der Spree.
Tarek: Maxim ist in die Plörre gesprungen. Davon gibt es Bilder.
Maxim: Sehr unsportlich, aber auf den Fotos sieht es cool aus.
Nico: Wieder eine Idee des Think Tanks. Es lebe das Kollektiv!
Maxim: Wir wollten mal mit dem Boot eine Tour durch Deutschland machen. Weil wir diese Boote so geil fanden, auf denen Omis rumsitzen und sich die Stadt angucken.
Tarek: Wir waren gut organisiert. Es gab einen echten Steuermann und Rettungsschwimmer.
Nico: Es wäre ja auch schade, wenn jemand stirbt, dann verkaufen wir eine Platte weniger. Das geht nicht.
Maxim: Angemeldet war das Konzert aber nicht. Wir mussten immer wieder vor der Wasserpolizei flüchten.
Nico: Scheiß Wasser-Gestapo!
Tarek: Was man nicht sieht, im Bauch des Schiffes gibt es von jeder Tierrasse ein Männchen und ein Weibchen.
Jennifer Rostock
Auf dem Spack-Festival 2010 stiehlt die Band Getränke aus dem Backstage-Bereich von Jennifer Rostock.
Maxim: Wir sehen das nicht als Klauen. Privateigentum ist so ähnlich wie Diebstahl. Die hätten auch von uns ein Wasser haben können, aber sie sind nicht gekommen. Später haben sie gepetzt, dass wir genommen haben, was rechtmäßig uns gehört.
Nico: Ja, mein Gott, der Backstage von denen war leer und da stand Jim Beam rum. Das können die doch nicht bringen.
Tarek: Ich finde die Piercings hässlich, sieht aus wie ein Ochsenring.
Maxim: Wir haben uns dann später entschuldigt, weil wir Schiss hatten, dass sie uns absticht.
Tarek: Die kam schon etwas gangstamäßig rüber. Unentspannter Mensch.
Reclaim your U-Bahn
Im Jahr 2007 wollte die Band ein Konzert in der Berliner U-Bahn spielen, doch die Polizei verhindert den Auftritt. K.I.Z. spielen trotzdem, vor dem Bahnhof.
Nico: Die Polizei hat die Bahn gestoppt und überall an den Bahnhöfen Beamte postiert. Und wir dachten uns, da können wir jetzt nicht mit unseren Köpfen durch die Wand.
Tarek: Wir können schon, aber wir dürfen unsere Kräfte nicht offenbaren.
Nico: Wir sind nicht so die Angeber.
Tarek: Wie sich herausstellte, gab es einen Spitzel in unseren Reihen.
Nico: Am Tag nach dieser Aktion hatten wir unsere Record-Release Party in Berlin. Dort kam ein Polizist auf uns zu und sagte: „Ach übrigens: Ich bin euer Freund bei MySpace.“
Maxim: So was erwartet man natürlich nicht, wenn man nur ein paar Leute dahaben will.
Tarek: Es gab kein Konzept. Wir wollten nicht die Welt verbessern.
Maxim: So was passiert nebenbei.
Die Partei
Nico und Maxim treten bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im September 2011 als Spitzenkandidaten für Die Partei an.
Maxim: Martin Sonneborn und unser alter Freund Rufmord.
Nico: Seine Körperhaltung ist so eklig ranschmeißermäßig. Ich blas‘ dir gleich einen, großer Meister.
Maxim: Wir waren auf einer Lesung von Sonneborn und haben betrunken irgend etwas unterschrieben. Später hat mich der stellvertretende Vorsitzende Dustin Hoffmann, der heißt wirklich so, gefragt, ob ich kandidieren will. Unser Ziel: Die Politik wieder politischer machen.
Nico: Wir sind nicht einfach irgendwelche Stars, die in die Politik gehen, so wie Westerwelle.
Maxim: Es geht um Substanz. Wir werden umsetzen, was die Leute wollen: Eine Demokratie aus Angebot und Nachfrage.
Nico: Ein atomares Endlager in Prenzlauer Berg, zum Beispiel.
Maxim: Und eine neue Mauer.
Royal Bunker
Mit dem Album Hahnenkampf verschaffte die Band dem Berliner Label den ersten Top-Ten-Erfolg. Das Album Sexismus gegen Rechts war eine der letzen Veröffentlichungen.
Nico: Unser Freund Rufmord war selbst bei Bunker gesigned und hat ein Video für uns gedreht. Der hat den Leuten dort unseren Flyer gezeigt.
Tarek: Es war im Übrigen das Video zu unserem Song „Tanz“.
Nico: Das musst du nicht immer dazusagen.
Tarek: Wenn wir schon immer die gleiche Geschichte erzählen, dann müssen wir sie auch ein bisschen ausschmücken. Lasst uns einfach noch eine Schlägerei dazudichten.
Maxim: Wir waren zur der Zeit schon bei einem anderen Label unter Vertrag, aber Bunker-Chef Marcus Staiger hat das für uns geregelt.
Nico: Der kam mit einem Baseball-Schläger und hat alles geklärt.
Maxim: Bunker waren die Ersten in Berlin, die Tapes verteilt haben. Und Marcus Staiger war immer schon dabei. Er war das Gesicht.
Tarek: Das Bunker-Gesicht.
Ton steine Scherben
Am 24. Februar 2007 nehmen K.I.Z. zusammen mit den Scherben an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wut, Musik und Widerstand“ teil.
Maxim: Klo, Steine, Scherben.
Nico: Der rechts gehört nicht zur Band, das ist irgendein Heini.
Tarek: Der ist vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin, dort fand die Diskussion statt.
Maxim: Es ging irgendwie um Musik und Jugendbewegungen. Es war nicht krass spannend. Wir waren alle einer Meinung und hatten uns furchtbar lieb. Es gab kein richtiges Streitgespräch. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber die Band schwelgte die ganze Zeit über in der Vergangenheit und fand es cool, wie die Jugend heute drauf ist.
Nico: Die Scherben haben nicht viel gesagt. Dafür war da noch eine andere Band, die kein Schwein kannte.
Tarek: Selbst mein Bruder kannte die nicht, und der kennt eigentlich jeden Scheiß. Kommando irgendwas.
Nico: Kommando Stuhl…
Tarek: Kommando Stuhlgeist.
Maxim: Ich weiß nicht mehr, zu welchem Ergebnis wir an diesem Abend gekommen sind. Eigentlich war es echt langweilig. Aber die Scherben waren cool. Nette, alte Hippies.