Kirchenmusik zum 80. Geburtstag von Leonard Cohen: Ein „Cheers“ in deutscher Sprache
Am 21. September feierte Leonard Cohen seinen 80. Geburtstag. Das runde Jubiläum nahm man in Berlin zum Anlass, seine erfolgreichsten Songs in deutscher Sprache und an einem besonders andächtigem Ort zu feiern - in der Passionskirche in Kreuzberg.
Wann hattet ihr zuletzt das große Vergnügen mit Bier in einer harten Kirchenbank zu sitzen, während vorn am Altar das Liederbuch aufgeschlagen wird? Alkoholabstinenz in Geisteshäusern, mal abgesehen vom Blut Jesu, hat auch seine Berechtigung, denn beim gestrigen Konzert zu Ehren des 80 Jahre alt werdenden Leonard Cohen hörte man vor allem immer wieder eines: Klirr. Im Zwielicht der mehr als gut besuchten Passionskirche in Berlin Kreuzberg vergaß so mancher die zwischen die Bänke geklemmte Flasche des mit schlechtem Gewissen runtergeschütteten Bierchens.
Mit mehr Pathos und Ehrerbietung ging es da auf der mit „Roland“ bestückten Bühne zu. Künstler wie Nina Hagen, Andreas Albrecht, Manfred Maurenbrecher, Johannes Oerding, Veronika Fischer, Anna Loos, Mokkapan Pongphit, Max Prosa, Jan Preuß & die Geheime Gesellschaft, Réka, ScherbeKontraBass und Suzanna & Karsten Troyke sangen der für Kirchenverhältnisse unterirdisch hallenden Akustik entgegen, zollten dem kanadischen Singer-Songwriter Leonard Cohen mit der deutschen Interpretation seiner Songs dafür allerdings erstklassigen Tribut. Für jedes Lied hatte sich der Berliner Autor Misha Schoeneberg zuvor Cohens Einverständnis eingeholt, das Ergebnis in deutscher Sprache fand dann auf das Doppel-Album POEM – LEONARD COHEN IN DEUTSCHER SPRACHE, auf dem auch Fehlfarben sich eines Songs annehmen.
Die Cohen-Klassiker „So Long Marianne“, „Lover Lover Lover“, „First We Take Manhattan“, „Hallelujah“ oder „Joan of Arc“ lösten beim gesetzten Kirchenpublikum, das aufgrund nicht ausreichender Bestuhlung sicher gern gesessen hätte, vor allem zum Ende hin Jubelstürme aus. Was zu Beginn der Veranstaltung noch recht laienhaft anlief (die Moderatoren entschuldigten sich für allerlei Pannen, fehlende Stargäste, nur einen gespielten Song von Anna Loos), entwickelte sich, nicht zuletzt dank Nina Hagens souveräner Performance als tiefstimmiger Papagei, zu einem doch noch recht runden Abend für passionierte Cohen-Fans – inklusive eines gefilmten Ständchens für den Jubilar, wo immer der gestern auch gesteckt haben mag.