King Crimson
Der Meister gab sich gelassen und heiter. Genußvoll schlürfte Robert Fripp seinen Capuccino, übte Selbstkritik und sprach offen über die qualvolle Geburt der neuen King Crimson-LP THREE OF A PERFECT PAIR. Seine Band geht ins 15. Jahr, und Fripp hat so ziemlich alle Höhen und Tiefen eines Rockmusikers miterlebt. Daher die Gelassenheit angesichts neuer Schwierigkeiten.
Hört er sich eigentlich seine eigenen Platten oft an? „Nein, die Erinnerungen daran sind meist unerfreulich. Es war immer härteste Arbeit, diese LP unter Dach und Fach zu bekommen.“
Trotzdem hat Robert Fripp drei Jahre nach der überraschenden Wiederbelebung von King Crimson wieder ein echtes Interesse am Rock ’n‘ Roll. „In Europa hat man das vielleicht noch nicht gemerkt, aber in Amerika weht ein frischer Wind. Ein Grund dafür ist die neue Popmusik, die aus England herüberkommt und dort erstaunliche Unterstützung bekommt. Die Amerikaner sind viel positiver eingestellt als die Engländer. Letzte Woche traf ich Howard Jones in New York. Er war zum ersten Mal drüben und total verblüfft über den Zuspruch, den seine Musik bei den Amerikanern bekommt.“
Was hältst du von der neuen, extrem elektronischen Popmusik? „Nun, die neue Technologie ist noch nicht wirklich verarbeitet worden. Aber wie gesagt, es tut sich wieder was. In den 60er Jahren dachten wir, der Rock ’n‘ Roll könne die Welt verändern. Man ändert die Welt aber durch das, was man ist.“
Was ist deine Hauptkritik an der King Crimson-Besetzung, die nun seit drei Jahren zusammen arbeitet? „Es ist schwierig für einen Musiker, auch einmal nur Stille beizutragen. Die Leute meinen, sie müßten ständig irgendwas machen. Die Gruppe macht mir noch zuviel Lärm. Es passiert immer eine Menge, manchmal zuviel. Es ist keine Band, die leere Räume läßt. Das ist ein großer Mangel.“
Privat hört Fripp am liebsten Koto-Musik aus Japan, mittelalterliche Kirchenmusik, balinesische Gamelanorchester und die frühen Aufnahmen von Elvis Presley! Hat der Kunstkenner und Intellektuelle etwa eine heimliche Liebe zum Naiven? Die Antwort kommt wie aus dem Lehrbuch, trifft aber ins Schwarze. „Kunst ist die Fähigkeit, die eigene Unschuld wieder neu zu erleben.“