Kim Wilde


Die Lady spielt den Vamp, das brave Blondinchen mausert sich zum blonden Gift. Doch Kim Wilde mimt den Star mit einem Augenzwinkern. Hinter der mondänen Fassade steckt ein konservatives Mädchen von 23 Jahren, das auch musikalisch lieber auf traditionelle Werte baut: Nicht ihre gleichaltrigen Konkurrentinnen dienen als Orientierungshilfe, sondern Klassiker wie Dusty Springfield und Julie London. Vor ihrer ersten Deutschland-Tournee unterhielt sich ME/Sounds mit Kim Wilde in Hamburg.

ME/Sounds: Mit deiner letzten Single „Love Blonde“ schien ein Image-Wechsel stattzufinden – weg vom naiven Blondinchen, hin zum unterkühlten Vamp. War das ein bewußter Schachzug?

Kim: „Kein bewußter. Wir haben versucht, für diesen einen Song alles ein bißchen dick und übertrieben aufzutragen. Daher die Swing-Musik, das Kostüm und so weiter, aber das gilt nur für diesen einen Titel.“

ME/Sounds: Hast du denn in der Vergangenheit bewußt an einem Image gearbeitet?

Kim: „Eigentlich nicht. Als ich mit meiner Karriere begann, fand ich ideale Voraussetzungen vor: Mein Vater und mein Bruder sind ein Team von Profis. Und das war genau, was ich wollte: singen und mit Profis arbeiten. Alles weitere ergab sich von selbst. Vieles von meinem angeblichen Image hat einfach damit zu tun, was die Fotografen sehen wollen.“

ME/Sounds: Also keine Karriereplanung?

Kim: „Der Erfolg von ,Kids in America und .Chequered Love‘ kam so schnell und plötzlich, daß ich mir gar nicht so recht im klaren darüber war, was eigentlich mit mir passiert. Dann kam SELECT, das zweite Album, und so langsam hatte ich etwas mehr Ruhe, mir auch über mich selbst Gedanken zu machen. Wir haben in der Zwischenzeit ein wirklich professionelleres Management aufgebaut- mit meiner Mutter, als Chefin. Also, was ich sagen will: Die Kontrolle, die wir über das Ganze haben, wächst immer mehr; wir arbeiten immer mehr zu unseren Bedingungen.“

ME/Sounds: Nach einem klassischen Pop-Album kam mit CATCH AS CATCH CAN ein sehr atmosphärisches, melancholisches Album…

Kim: „Ja, und diese Entwicklung wird auch so weiter gehen; ich mache nun mal stimmungsvolle Musik. Wir haben auf dem neuen Album aber durchaus auch schlagkräftige Songs eingebaut, nicht nur Melancholie pur. Und eine Menge für mich ungewohnte Einflüsse, wie etwa der Jazz und Swing auf der Single. Vor allem aber gibt es in unserer Familie eine ausgeprägte Vorliebe für das Dramatische, das Opernartige, Ricky ist ganz verrückt nach solchen Songs. Wir haben da einen Titel, .Drearn Sequence‘, das ist wirklich das Herzzerreißendste, was ich je gehört habe. Ich mag Stimmungen, die an große, tragische Filme erinnern, an 40er Jahre-Filme mit Humphrey-Bogart beispielsweise.“

ME/Sounds: Hast du irgendwelche Lieblingsfilme aus derZeit?

Kim: „Nein, eigentlich nicht, ich mag einfach alte Filme.“

ME/Sounds: Aber du hast sicher einen Video-Recorder zu Hause und legst manche Kassette immer wieder ein.

Kim: „Ja, zum Entspannen. Alte englische und amerikanische Fernsehserien. Ihr kennt die hier wahrscheinlich gar nicht. Das ist ideal, wenn du hart gearbeitet hast und dann nach Hause kommst. Kennst du .Sergeant Bilko‘? Wenn ich hart gearbeitet habe, gibt es nichts Besseres.“

ME/Sounds: Wie weit nimmst du eigentlich Einfluß auf die Songs, die dein Vater und dein Bruder schreiben ?

Kim: „Solange sie daran schreiben, gar nicht. Wenn wir im Studio sind, natürlich schon, und zwar auf alles, was mit der Realisierung zusammenhängt.

Natürlich hat Ricky als Producer das letzte Wort. Ich habe allerdings schon Songs abgelehnt. Wenn er mich in eine Ecke drängen wollte, die mir nicht gefiel oder wenn ich einfach wußte: Er könnte es noch besser machen.“

ME/Sounds: In letzter Zeit hat das Teamwork im Hause Wilde offensichtlich nicht mehr so recht geklappt: Die vorletzte Single „Child Come Away“ war ein Flop und auch „Love Blonde“ konnte nicht an frühere Erfolge anschließen. Wie hast du, und wie hat deine Familie darauf reagiert?

Kim: „,Child Come Away‘ war wirklich eine Niete, und mein Vater und Ricky kamen schwer ins Grübeln, was sie wohl falsch gemacht hätten. Das war eine harte Nuß für sie; aber sie kamen schließlich zu der Überzeugung, daß es in erster Linie darauf ankommt, den eigenen Weg zu gehen – egal, ob es nun ein Hit wird oder nicht. Naja, manchmal zweifeln sie auch daran.

Was mich angeht: Ich war die ganze Zeit hindurch in der Presse. Nicht, weil ich’s unbedingt darauf angelegt hätte, sondern weil die Leute mich offensichtlich nicht vergessen, auch wenn ich mal keinen Hit habe.“

ME/Sounds: Was hörst du privat für Musik?

Kim: „Ich mag das, was man Techno-Pop nennt, eigentlich ganz gern. Ich mag Human League, Orchestral Manoeuvres.

Kim Wilde trägt tatsächlich eine dunkle Sonnenbrille, ein Modell der Firma Ray-Ban, allgemein als beste Sonnenbrille der Welt angesehen. Als unser Fotograf ihr Bilder zeigt, die er von Kim machte, als sie noch unbekannt war – und „Kids in America“ höchstens als hitverdächtig eingestuft wurde, wird sie lebendig: „Mein Gott, habe ich mich verändert!“

Kim findet sich auf den alten Bildern naiv und meint, sich in den zwei Jahren mehr verändert zu haben, als ein normales Mädchen zwischen 20 und 22.

Sie kommt gerade von einer Live-Show des NDR. Ihre Platten wurden gespielt, zwischendurch ein Interview gemacht. „Ich war unglaublich nervös. Es ist ein seltsames Gefühl, vor einem Mikrofon zu sitzen und reagieren zu müssen, wenn die eigenen Platten gespielt werden.“ Ungleich entspannter ging es da beim ME/Sounds-Interview in Hamburg zu. Das Gespräch führte Stefan Svoboda.

Ich mag die Eurythmics, Yazoo. Aber das ist bei weitem nicht alles. Es reicht bei mir von Hollywood-Schnulzen bis Reggae.“

ME/Sounds: Und morgens zum Aufstehen?

Kim: „Das Donna Summer-Album SHE WORKS HARD FOR THE MONEY. Ich beziehe das auf mich. Haha. Nein, ich finde, sie ist eine Wahnsinns-Sängerin; ich singe alle ihre Songs mit, um meine eigene Technik zu verbessern.“

ME/Sounds: Was ist in den letzten 12 Monaten deines Lebens an Aufregendem/ Wichtigem passiert?

Kim: „Ich bin fitter geworden. Ich gehe fast jeden Tag zur Gymnastik und mache so dummes Aerobic-Zeugs. Nicht, weil ich Jane Fonda werden will, sondern weil mir etliche Tourneen bevorstehen. Und schon bei den wenige/i Shows, die bis jetzt hinter mir liegen, habe ich gemerkt, wie unglaublich anstrengend jeder einzelne Auftritt ist.

Ich habe auch mit Rauchen aufgehört,. Dann war extrem wichtig, daß ich ausgezogen bin, in meine erste eigene Wohnung. Das hat mein Leben verändert; ich habe viel Zeit damit verbracht, sie einzurichten und zu streichen.“

ME/Sounds: Welche Farbe?

Kim: „Creme.“

ME/Sounds: Wenn du zu Hause sitzt und über dein Leben nachdenkst: Wie wichtig ist dir dann deine Karriere als Pop-Star?

Kim: „Extrem wichtig. Meine Karriere ist mir das Wichtigste überhaupt – und das wird sich höchstens ändern, wenn ich älter geworden bin. Aber die Stones zum Beispiel könnten wirklich schon lange aufgehört haben und unterzeichnen trotzdem wieder einen Vertrag, der sie für Jahre an das Musik-Geschäft bindet. Oder nimm meinen Vater, den noch heute, nach über 20 Jahren im Geschäft, jeder Gig, den er spielt, aufregt, und der immer noch seinen Spaß an der Sache hat.“

ME/Sounds: Kannst du dir denn vorstellen, daß irgendein überraschendes Ereignis deine Karriere verändern könnte?

Kim: „Eigentlich nicht. Natürlich habe ich schon mal daran gedacht, mich als Schauspieler zu versuchen; ich habe auch diverse Angebote bekommen. Aber meist geht es doch in die Hose, wenn Popstars in Filmen auftreten. Vielleicht bekomme ich ja irgendwann einmal ein unglaublich gutes Drehbuch zugeschickt.“

ME/Sounds: Und daß etwas passiert, was nichts mit Showbusiness zu tun hat? Politik, Religion, Ehe?

Kim: „Also, Donna Summer zum Beispiel ist religiös geworden – und das hat ihren Weg auch nicht im geringsten verändert; sie ist nach wie vor gut.“

ME/Sounds: Und im Privatleben? Daß du dich vielleicht unsterblich verliebst?

Kim: „Ah, ich weiß, woher der Wind weht, haha. Ich kenne diese Frage nur zu gut, aber ich sage nichts. Wenn ich über Sex rede, was ich normalerweise nicht tue, muß ich immer dabei lachen. .Warum über mein Sexleben reden? Das Mädchen da drüben auf der Straße hat vermutlich ein wesentlich aufregenderes!‘ Und wenn ich so etwas in einem Interview sage, dann steht prompt in der Zeitung: ,Kim Wildes Sexleben ist langweiliger als das des Mädchens von nebenan‘.

Vieles, was ich tue, ist ironisch gemeint. ,Love Blonde‘ etwa macht sich im Text lustig über das Klischee der männermordenden Blondinen. Sehr befreiend für mich, so was zu singen. Die Teenager-Magazine nehmen das natürlich gar nicht zur Kenntnis. Sie denken wohl, ihre Leser interessieren nur die schwülstigen Liebesgeschichten.“

ME/Sounds: Was hättest du beruflich wohl gemacht, wenn du kein Popstar geworden wärst?

Kim: „Schwer zu sagen, vielleicht eine professionelle Skiläuferin. Mein Vater ist nämlich ein exzellenter Skiläufer-und viele Kinder von guten Skiläufern treten in die Fußstapfen ihrer Eltern. Aber letztlich kann ich die Frage nicht beantworten.“

ME/Sounds: Aber du warst auf der Kunsthochschule ?

Kim:“.Ja, ein fantastischer Ort. Ein Platz, wo siewirklichLeuterespektieren.die kreativ arbeiten wollen. Wo sie Ideen anerkennen. In der Schule lachten sie nur über uns, über die .Kreativlinge‘, die Kunst und Schauspiel studieren wollten. Aber trotzdem: Ein wirklicher Künstler wäre ich wohl nie geworden.“

ME/Sounds: Warum nicht?

Kim: „Wenn ich ein Künstler geworden wäre, dann ein kommerzieller. Ich bin ja auch eine Popsängerin geworden und keine Opern-Diva. Um aber ein kommerzieller Künstler zu sein, brauchst du Fähigkeiten, die ich einfach nicht habe.“

ME/Sounds: Für wie wichtig hältst du Popsongs?

Kim: „Für mich sind sie das Wichtigste überhaupt, aber aus einer übergeordneten Perspektive gesehen sind sie vermutlich absolut unwichtig; sie ändern die Welt nicht einen Deut. Es gibt immer noch Hunger und Krieg – und so ein kleiner Popsong hat da natürlich nicht die geringste Wirkung.“

ME/Sounds: Was denkst du. wenn du tiefschürfende, intellektuelle Interpretationen deiner Musik liest?

Kim: „Ich finde es okay. Ich sage nicht: .Mein Gott, was quetscht der Junge da intellektuelles Zeugs raus!‘ Ich habe nichts gegen solche Reviews.

Aber ich lese sowieso keine Artikel mehr über mich. Irgendwann, das war in Australien, las ich einen Verriß, der mich wirklich unter die Gürteilime traf. Damals begriff ich, daß es wirklich keinen Sinn hat, sich darüber die Haare zu raufen. Man lernt nichts durch einen bösartigen Verriß.

Es ist so. als würde man mit Freundinnen ausgehen; man fühlt sich blendend. Doch dann geht man wieder, entdeckt zufällig einen hübschen Jungen und verliebt sich am Ende unglücklich. Wäre man bei seinen Freundinnen geblieben, wüßte man nicht einmal von der Existenz dieses Jungen; alles wäre in Ordnung. Aus eben diesem Grunde ignoriere ich auch die Reviews über mich – selbst die positiven.“

ME/Sounds: Gibt es irgend etwas, wovor du Angst hast?

Kim: Mmmhm. Ich glaube, das Einzige, wovor ich wirklich Angst habe, sind Menschen. Menschen können einem so viel antun. Menschen stechen dir in den Rükken, Menschen lassen dich fallen, wenn du dich auf sie verläßt. Ich habe sonst fast überhaupt keine Angst, ich bin immer nüchtern und sehr realistisch – egal ob es sich um Flugzeug-Unfälle oder Blutabnahmen dreht, ich bin immer völlig vernünftig. Aber wenn es sich um Menschen dreht, weiß ich nicht mehr Bescheid. Menschen können einen so verletzen, daß es einen Jahre und Jahre schmerzt. Aber dieses Gefühl, diese Menschenangst, ist natürlich nicht ständig da.“

ME/Sounds: Was machst du in deiner Freizeit?

Kim: „Manchmal besuchen mich Freunde, oder ich mache Gymnastik; das macht mir zur Zeit am meisten Spaß. Ich gehe eigentlich nicht aus, ich fühle mich unwohl in Clubs. Höchstens mal ein Konzert, aber auch das sehr selten.“

ME/Sounds: Hast du Angst, in der Öffentlichkeit erkannt und belästigt zu werden ?

Kim: „Nein, das ist nicht der Grund. In London sind es die Leute gewöhnt, bekannte Leute auf der Straße zu sehen. Außerdem trage ich einen Hut, einen Schal und eine dunkle Sonnenbrille – und dann bin ich sowieso nicht zu erkennen. Woran die Leute mich gewöhnlich erkennen, sind meine Haare; aber die sind ja leicht zu verbergen.“

ME/Sounds: Wieviel verraten die PR-Fotos von dir selbst, wieviel Einfluß nimmst du auf Posen und dergleichen ?

Kim: „Ich versuche, so viel wie möglich Einfluß zu nehmen, weil ich Modelling durchaus für eine richtige Kunst halte. Und ich bin mit mir fast nie zufrieden, gerade dann, wenn ich tolle Ideen hatte und alle anderen von den Fotos begeistert sind, sehe ich immer, was falsch ist, was man hätte besser machen können. Die Fotos, die ich am liebsten mag, sind komischerweise die Schnappschüsse, also die Bilder, die ich gerade nicht beeinflußt habe.“

ME/Sounds: Hast du irgendeinen unerfüllten Wunsch, irgendeine Ambition, die dir unter den Fingernägeln brennt?

Kim: „Ja, ich würde gerne einen Song für Dusty Springfield schreiben.“

ME/Sounds: Hahaha. Wieso gerade Dusty Springfield?

Kim: „Das ist nicht zum Lachen. Sie hat eine Super-Stimme, aber gleichzeitig nach meiner bescheidenen Meinung – in letzter Zeit lausiges Material. Und es wäre doch lustig, wenn ich, die ich noch nie einen Song geschrieben habe, meinen ersten Song für jemand anderen schreiben würde, einen Star, der ihn bitter nötig hat.“

ME/Sounds: Hast du jemals Lust verspürt, einen fremden Song zu singen, einen, der nicht aus deiner Familie stammt?

Kim: „Bevor Mari Wilson .Cry Me A River‘ aufnahm, wollte ich ein paar Julie London-Coverversionen machen. Das geht jetzt natürlich nicht mehr, wo Julie London in England wieder- so angesagt ist. Schade, ich bin wirklich ein großer Fan von ihr. Andererseits werden dadurch endlich ihre alten Alben neu aufgelegt.“

ME/Sounds: Mochtest du die Mari Wilson-Version?

Kim: „Nein, ich mag es von Julie London, haha.“

ME/Sounds: Worauf freust du dich an einem Tag wie heute?

Kim: „Ich kann nicht sagen, daß ich mich auf irgend etwas Konkretes freue. Ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Außerdem ist das, was ich jetzt gerade tue, auch nicht unbedingt harte Arbeit – verglichen mit dem, was ich vor einer Stunde getan habe, ist es der reinste Luxus.“

ME/Sounds: Was war vor einer Stunde?

Kim: „Sag ich nicht. Miss Diplomatie sitzt hier, hat alle Preise in Diplomatie gewonnen. Ich bin gräßlich diplomatisch, das treibt viele zum Wahnsinn. Man sagt zu mir: .Verdammt, warum sagst du nicht offen, was du denkst, warum bist du so schrecklich diplomatisch?‘ Und ich antworte: .Ich sage, was ich denke, aber ich denke eben diplomatisch.“‚ ME/Sounds: Du würdest wahrscheinlich auch nicht sagen, welche Partei du gewählt hast?

Kim: „Nein.“ ME/Sounds: Hast du kürzlich die Wahlumfrage unter englischen Popmusikern im „New Musical Express“ gelesen?

Kim: „Ja, sie haben alle dasselbe gesagt, ungefähr 80 Prozent wählen die Labour-Party. Aber egal. Die Dinge, die mich berühren, sind Millionen Meilen entfernt von Margaret Thatcher. Und deine Stimme bei der Wahl bedeutet sowieso nicht viel. Du sollst nur das Gefühl bekommen, an Entscheidungen teilzunehmen.“

ME/Sounds: Was hältst du denn von Margaret Thatcher als Politikerin und Frau?

Kim: „Eine starke Frau und entschlossene Führerin. Ob ich ihr nun zustimme oder nicht – sie ist eine Persönlichkeit.“

ME/Sounds: Wie hast du den Falkland-Krieg erlebt?

Kim: „Am Anfang als einen einzigen, großen Witz. Das war nicht wirklich, das war absolut irreal. Als dann verstümmelte Soldaten zurückkamen und junge Frauen um ihre Männer weinten, begriff ich, daß es wohl wirklich stattgefunden haben muß. Aber ich habe auch heute noch keine Vorstellung davon, es kommt mir noch heute vor wie eine Illusion. Es ist so gräßlich, daß junge Leute sterben mußten, nur weil da so eine komische Show veranstaltet wurde. Ich war zu der Zeit in Australien, was den Show-Charakter des Ganzen noch verstärkte.“

ME/Sounds: Was machst du heute abend?

Kim: „Entweder gehe ich ins Studio oder in den Gymnastikraum. Und wenn ich ins Studio gehe, gehe ich nachher trotzdem zur Gymnastik. Aufregendes Leben, was?“

ME/Sounds: Was ist das für ein Pferde-Anstecker an deiner Jacke ?

Kim: „Hat mir gestern jemand gegeben. Und ich wieder so diplomatisch: ,Oh, was für ein wunderbares, niedliches, kleines Pferd, wie entzückend!‘ Ich hasse Pferde, aber ich hab’s mir trotzdem an die Jacke gesteckt. Vielleicht schenke ich es meiner Schwester.“

ME/Sounds: Als du dir vorhin die alten Bilder von dir angeschaut hast, sagtest du: ,Oh, ich sehe aus wie eine Nutte, meine Großmutter wäre zufrieden mit mir.‘ Wer ist deine Großmutter?

Kim: „Das war natürlich ein Witz. Ich mache dauernd Witze über meine Großmutter; es klingt dann immer so, als wäre sie eine schmutzige, üble, alte Vettel. In Wirklichkeit ist sie eine unglaublich nette alte Dame, mit der ich mich blendend verstehe. Aber ich bin immer schlecht im Witze-Erzählen. Ich erzähle sie so trocken, daß sich die Leute fragen, ob ich’s ernst meine oder nicht. Vorhin beim Radio-Interview fragte mich diese Frau: .Deine letzte Single hieß .Love Blonde 1 . Bist du diese Love-Blondine?‘ Ich antwortete: ,Nur Samstag nachts‘ – und sie war völlig konsterniert und fragte: ,Was soll das heißen?‘ Ich denke immer, ich hätte einen Sinn für Humor, aber offensichtlich kommt meine Ironie meist nicht rüber.“

ME/Sounds: Hältst du dich für eine überdurchschnittlich ernste Person?

Kim: „Frag meine Managerin, die ist die meiste Zeit mit mir zusammen.“ (Frage wird an die Managerin wiederholt.) Managerin: „Oh ja, sie ist extrem ernsthaft. Viel mehr als andere in ihrem Alter.“

ME/Sounds: Wie würden Sie Kim in einem Wort charakterisieren ?

Kim: „Man kann die Frage nicht beantworten. Könntest du dich in einem Wort charakterisieren?“