Kele Okereke im Interview: „Als Vater ist jeder Tag ein Abenteuer!“
Vor zwölf Jahren erschien mit SILENT ALARM das erste Album von Bloc Party. Seitdem ist viel passiert bei Sänger Kele Okereke. Jetzt bringt er sein drittes Soloalbum heraus und zeigt sich von einer ganz anderen Seite.
Musiker und Vater? Für Kele kein Problem
Was hat sich für Dich verändert, seit Du Vater bist?
Eine Menge! Jeder Tag ist ein Abenteuer. Das Album ist aber in einer Zeit entstanden, in der Savannah, unsere Tochter, noch nicht geboren war. Ich wollte einfangen, welche Erwartungen ich habe und wie das wohl werden wird. Für mich war es nie eine Frage, dass ich einmal Vater werden möchte. Mein Partner sah das zum Glück auch so. Bisher haben wir zusammen unsere Elternschaft genossen, ich bin gespannt, wie das jetzt wird, wenn ich alleine mit meiner Tochter bin. Denn bald fängt mein Partner wieder an zu arbeiten.
Ihr ist auch ein Song gewidmet auf dem Album …
Ja, er heißt wie sie passenderweise „Savannah“. Aber da geht es nicht nur um sie, da ist auch viel von uns als Eltern mit eingeflossen. Man macht sich so viele Gedanken auf einmal. Über Dinge, mit denen man sich vorher noch nie so wirklich auseinandergesetzt hat. Ich wusste, ich wollte Vater werden, aber ich wusste zu keinem Zeitpunkt, wie sich das anfühlt. Das wollte ich irgendwie festhalten.
Wie kam es zu dem Duett „Grounds For Resentment“ mit Years-&-Years-Sänger Olly Alexander?
Wir haben uns bei einem Festival getroffen. Für mich ist der Song einfach ein Liebeslied und nicht speziell ein Song über homosexuelle Liebe. Liebe ist etwas Universales und egal, wer mit wem, es sollte sich einfach normal anfühlen. Ich bin froh dieses Lied mit einem anderen Musiker, der offen schwul lebt, aufgenommen zu haben – denn damit erzähle ich meine Version von Liebe, Beziehung und Romantik.
Auf dem Cover von FATHERLAND stehst Du offenbar im Wald – wie kam es denn dazu?
Wir haben das Album in nur zehn Tagen in Portland (Oregon, USA Anm. d. Red.) aufgenommen. Die ganzen Blätter und die Natur, die auf dem ganzen Album-Artwork zu sehen sind, sind eine Referenz an diese Zeit. Das Studio war sehr nah an einem Wald, man war immer nah an der Natur. Und das hat sich einfach sehr passend zu der Musik angefühlt. Alles war grün und voller Bäume, ich fühlte mich damit sehr verbunden. Fast schon spirituell.
Ist diese Naturverbundenheit nicht ein bisschen komisch, so für Dich als Londoner?
Überhaupt nicht. An London sorgen mich im Moment ganz andere Sachen.
Meinst Du den Brexit?
Ja, zum Beispiel. Gut, die Mehrheit der Londoner hat ja für die EU gestimmt, aber die Regierung in London muss jetzt dem Mehrheitsvotum folgen. Ich glaube, das war eine sehr kurzsichtige Entscheidung. Klar, manche sind zurecht enttäuscht und es gibt soziale Ungleichheiten. Aber ein Austritt aus der EU ist da kaum eine Lösung. Für mich als Musiker hat das ganze natürlich nochmal eine andere Dimension. Reisen, Auftritte und arbeiten in der EU wird bürokratischer. Wir werden sehen, wo uns das hinführt.Das aktuelle Bloc-Party-Album HYMNS erschien im Januar 2016. FATHERLAND, Keles drittes Soloalbum, ist am 6. Oktober bei BMG Rights / Warner erschienen.