„Keinen interessiert HipHop-Kacke!“: Warum sich der politische Prinz Pi zunehmend versteckt
Früher rüttelte Prinz Pi mit starken politischen Statements auf oder machte Verschwörungstheorien zum Inhalt seiner Musik. Heute findet sich kaum noch Politisches in seiner Musik—allerdings nur auf den ersten Blick.
Es gibt dieses Video von einem Interview mit Prinz Pi beim Splash 2009. Sieben Jahre ist das her, sieben Jahre, in denen sich Einiges bei Prinz Pi verändert hat. Pi damals mit einem Haarschnitt, für den sich der verantwortliche Friseur in Grund und Boden schämen sollte, einer randlosen Brille, die schon damals nur noch in Kreisen der Jungen Union en vogue war und Aussagen, die ihn zu dem Idol einer Generation machten. Denn statt über Musik, Klamotten und alles, was in den HipHop hinein zählt zu reden, möchte Pi über die zu der Zeit im Iran stattfindenden Demonstrationen in Folge der Präsidentschaftswahlen diskutieren: „Da werden Leute abgeknallt dafür, dass sie normal leben wollen. Und wir reden hier über so einen vollkommenen Unsinn, wie diese ganze Schwachmaten-HipHop-Kacke.“
Interview mit Prinz Pi beim Splash 2009:
Unter dem Video hat jemand kommentiert: „Er würde sich den heutigen Prinz Pi anschauen, und sich einfach nur für ihn schämen!“ Was ist passiert?
Die Karriere von Prinz Pi begann mit dem bis heute allseits beliebten Underground-Klassiker „Keine Liebe“. Eventuell ist das einer der bedeutendsten Songs der deutschen Rapgeschichte, definitiv ist er ein stabiles Fundament für eine Karriere. „Keine Liebe“ befand sich auf einem Album namens ‚Porno Privat‘, das der damals 18-jährige Pi noch unter seinem in Sprayer-Tagen entstandenen Namen Prinz Porno gar nicht veröffentlichte, sondern nur persönlich an Freunde und Bekannte weitergab. Seiner Aussage nach gab es genau zwölf CDs. Irgendwie landete eine davon im Internet. Der Rest ist dann Geschichte: Royalbunker, Mixtapes, Alben, Umbenennung von Porno in Pi, irgendwann der Mainstreamdurchbruch.
Viele langjährige Fans haben ihm Letzteres nicht wirklich verziehen. Oder sie sind den Schritt Richtung Emo-Rap á la „Kompass ohne Norden“, das 2013 erschien, einfach nicht mitgegangen. Prinz Pi hat in den letzten Jahren eine neue Zielgruppe gefunden. Trotzdem bleibt sein in den ersten Jahren geschaffenes Fundament bemerkenswert stabil.
Prinz Pi ist eine der interessantesten Figuren der deutschen HipHop- und Pop-Welt
Die Wenigsten, die mit Prinz Porno aufgewachsen sind, verlieren ernsthaft ein schlechtes Wort über ihn. Diejenigen, die ihn schon seit den ersten Tagen als Prinz Porno begleiten, äußern sich vielleicht kritisch über die letzten Prinz Pi-Alben, der grundsätzliche Respekt bleibt. Regelmäßig fallen Aussagen wie, „Wenn er wollte, könnte er noch immer einer der krassesten Battle-Rapper sein“ oder „ich höre seine neueren Sachen kaum noch, aber er ist immer noch einer der besten Rapper in Deutschland“.
Die Diskrepanz zwischen dem Nicht-mehr-Hören und der bleibenden Anerkennung, aber auch die zwischen einem Song wie „1,40m“ und Aussagen wie denen aus dem 2009er Interview ganz oben, machen Pi zu einer der interessantesten Figuren der deutschen HipHop- und Pop-Welt.
Prinz Pi hat seinem Auftauchen auf der HipHop-Landkarte unfassbar viel veröffentlicht. Und er hat eine massive Transformation hinter sich. Er selbst sagt, er ist erwachsen geworden. Und trifft er der Nagel damit vermutlich auf den Kopf. Seine Musik ist ja heute vergleichbar mit der von Sido oder Kool Savas. Die Westberliner Battle-Rapper sind halt inzwischen Familienväter.
Und es ist ja auch nicht so, dass sich die alte Weltanschauung gar nicht mehr in den Texten wiederfindet. Wenn man genau hinhört, bleiben die grundsätzlichen Themen über die Jahre konstant. Prinz Pi kritisiert zum Beispiel auf dem neuesten Album IM WESTEN NIX NEUES den Lebensstil der westlichen Welt, hinterfragt gängige Lebens- und Alltagsmuster, den allherrschenden Konsumismus und bezeichnet in einem Song wie „Schornsteine“ die deutsche Rüstungsindustrie offen als Kriegsmaschinerie.
Pi beschäftigt sich, wie man auch in aktuellen Interviews merkt, noch immer mit brisanten politischen Themen. Aber er macht sie nur noch selten zum expliziten Thema seiner Musik. Eher zeigt er politische Ansichten auf eine sehr persönliche Art, arbeitet eigene Erfahrungen auf, beschreibt aber auch, wie sich Dinge und der Blick auf die Welt verändert, wenn man erwachsen wird und eigene Kinder hat.
Früher war Pi als Verschwörungstheoretiker des Rap verschrien – heute wurde Wut durch Nachdenklichkeit ersetzt
Vielleicht hat er gemerkt, dass die meisten politischen Probleme zu komplex für kurze Songs darüber sind und es einfache Lösungen schlicht nicht gibt. Früher war Pi als Verschwörungstheoretiker des Rap verschrien, die Macht der USA, die des Geldes, aufgrund von Lügen losgetretene Kriege—all das waren Themen in seiner Musik. Mit diesem Image spielte er natürlich auch, Andeutungen auf der einen Seite, ernsthaftes Anprangern auf der anderen—fertig war eine interessante Mischung, die von jedem in eine passende Richtung interpretiert werden konnte.
Heute ist es schwieriger, den politischen Pi zu entdecken. Oberflächlich geht es um andere Themen, um persönliche Erfahrungen, um Alltagsbeobachtungen, ums Erwachsenwerden, Liebe und Freundschaften. Alles eher Themen des Pop als des Rap. Auch musikalisch ist er seit ein paar Jahren dem Pop näher—alles wirkt dank Pianoriffs, Streichern und zarten Gitarren eher Kuschelsex-schmusig als Porno-hart. Nur in Interviews erschafft Pi regelmäßig noch einen Unterbau mit politischen Inhalt und Message, so dass der Hörer nachher derjenige ist, der sich eingestehen muss, er hat die Texte nicht komplett erfasst.
Es gibt ihn also noch, den politischen Pi. Er hat sich nur zuletzt ganz gut versteckt. Und das ist vermutlich der große Unterschied zum Pi aus dem Interview vor sieben Jahren: Die Wut ist weg. An ihrer Stelle ist jetzt Nachdenklichkeit, vielleicht auch eine diffuse Sehnsucht nach Wärme, Sicherheit und Ruhe. Pi hat selbst gesagt, er ist auf diesem Album weniger streitlustig, letztlich ist er mit seiner Message diplomatischer geworden. Man könnte auch sagen: reifer.
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Musikexpress präsentiert Prinz Pi live auf der ME.KLUBTOUR am 30.09. im Hamburger Mojo Club und am 02.10. im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld:
Die ME.Klubtour in Hamburg:
PRINZ PI (LIVE)
AFTERSHOWPARTY:
DJ VITO
SAINT ONE supported by AMI
Einlass: 21.00 Uhr | Beginn: 22.30 Uhr
Aftershowparty: ab 24.00 Uhr
AK: 21,00€ | VVK: 17,00€ zzgl. Gebühren
AK Aftershowparty: 10,00€
Rucksäcke dürfen nicht in die Location mitgenommen werden.
MUSIKEXPRESS Klubtour
Der Festivalsommer ist zwar vorbei, doch jetzt geht die Party drinnen weiter: MUSIKEXPRESS und Wodka Gorbatschow holen die besten Live-Acts und DJs in eure Stadt, und ihr könnt dabei sein! Die MUSIKEXPRESS Klubtour macht Halt an sechs Stationen und wird für laute, unvergessliche, und durchtanzte Nächte sorgen. Also: Wer auf HipHop und Electro steht – jetzt Tickets sichern!
Prinz Pi
Nach drei Nummer-eins-Alben in Folge wird es immer schwerer, den Rapper aus Berlin kleinen Rahmen zu erleben. Wir geben euch die Chance dazu!
DJ Vito
Mehr als zehn Jahre lang baute DJ Vito Beats für Samy Deluxe, bis er schließlich 2015 sein erstes eigenes Album veröffentlichte: „Ein ganz entspanntes Ding“.
Mehr Infos auch bei Facebook: https://www.facebook.com/events/278366252520077/
Tickets: https://krasserstoff.com/event/104981
>>> Tickets gewinnen? Geht auch!
Die ME.Klubtour in Köln:
PRINZ PI (LIVE)
DENYO AKA DJ RAP-A-LOT
DJ MIXWELL
Einlass: 21.00 Uhr | Beginn: 22.30 Uhr
Aftershowparty: ab 24.00 Uhr
AK: 21,00€ | VVK: 17,00€ zzgl. Gebühren
AK Aftershowparty: 10,00€
MUSIKEXPRESS Klubtour
Der Festivalsommer ist zwar vorbei, doch jetzt geht die Party drinnen weiter: MUSIKEXPRESS und Wodka Gorbatschow holen die besten Live-Acts und DJs in eure Stadt, und ihr könnt dabei sein! Die MUSIKEXPRESS Klubtour macht Halt an sechs Stationen und wird für laute, unvergessliche, und durchtanzte Nächte sorgen. Also: Wer auf HipHop und Electro steht – jetzt Tickets sichern!
Prinz Pi
Nach drei Nummer-eins-Alben in Folge wird es immer schwerer, den Rapper aus Berlin kleinen Rahmen zu erleben. Wir geben euch die Chance dazu!
Denyo
Die „afrodeutsche Bank“, wie sich Denyo jüngst genannt hat, ist dank des neuen Beginner-Albums erfolgreicher denn je.
DJ Mixwell
Ursprünglich war DJ Mixwell mal Klempner. Dass sich die Umschulung zum HipHop-DJ gelohnt hat, wird er in Köln unter Beweis stellen.
Mehr Infos auch bei Facebook: https://www.facebook.com/events/1120562594694415/
Tickets: https://krasserstoff.com/event/104982
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Neugierig, aber noch immer nicht überzeugt? So schön, laut und heiß war es übrigens bei der ME.Klubtour in Berlin mit Zugezogen Maskulin: