Kein Brot, keine Spiele, dafür tödlicher Magnetismus


Welch würdige Kulisse für die Livepremiere des neuen Metallica-Albums, das sich allerdings beim ersten Durchlauf in der Berliner O2-Arena ein paar Stunden vor Konzertbeginn noch als 70 Minuten formloses Rumgebolze angedroht hatte. Der großspurige Brot-und-Spiele-Tempel, dessen Einweihung hier gefeiert wird, hat die erwartet miserable Akustik. Die Bühne ist wie ein riesiger Boxring in die Mitte der 17.000er-Arena gebaut. Lars Ulrich dreht sich während des Sets mit seinem Schlagzeug genau einmal um die Achse, die übrigen drei Matadore marschieren und rennen kreuz und quer über den Präsentierteller, mal in eines der zahlreichen Mikros grölend, mal schnell ein Solo gniedelnd, mal breitbeinigst das mächtige Haupthaar schwingend.

Alle Bedenken lösen sich schneller auf, als man auch nur eines von Tausenden dämlichen Metal-T-Shirts entziffern kann: unmöglich, sich der Begeisterung vor und auf der Bühne zu entziehen. Die Opener „That Was Just Your Life“ und „The End Of The Line“ geben die Marschrichtung vor und zeigen den State of the Band: Auch wenn wir heute Iso-Wässerchen trinken und morgens zur Erfrischung eine Runde im Geldspeicher schwimmen – wir sind wieder angry young men! Außer „One“ darf keine Ballade das Druckniveau senken. Sie spielen das halbe Album, daneben eine recht gängige Hitliste. So verschmelzen Jugend und Gegenwart in mitgrölender Seligkeit. Die Band ist trunken vor Spielfreude. Am deutlichsten erkennt man das an Lars Ulrich, der live gern allen Feinschliff fahren lässt und sich in wilde und mitunter holprige Ekstase trommelt. Gestört hat’s niemanden…