Kanye West: Ein notorisch Unbelehrbarer legt gegen „jüdische Medien“ und Abtreibung als „Holocaust“ nach
Im Interview mit dem jüdischen US-Moderator Lex Fridman lässt der Promi-Rapper keinen Fettnapf aus
In einem ausführlichen Podcast-Interview mit dem MIT-Forscher und Moderator Lex Fridman hat Kanye West, auch „Ye“ genannt, mal wieder unverblümt vom Leder gezogen. Der US-Rapper, der gerade Mainstream-Schlagzeilen macht, weil der Herzogenauracher Sportartikel-Hersteller Adidas ihm aufgrund von Antisemitismusvorwürfen die (Marketing-)Freundschaft gekündigt hat, kann offenbar an keinem Mikrofon vorbei gehen, ohne Grenzwertiges zum Besten zu geben.
Verschiedene US-Medien haben ein rund zweieinhalbstündiges Interview von ihm aufgegriffen, in dem er seinen Hass-Trip weiterspinnt. Mit geschäftlichen Folgen: Neben Adidas hat auch die US-Künstleragentur CCA und das italienische Modelabel Balenciaga den Stecker gezogen. Ex-Gattin Kim Kardashian verurteilte am Montag (24. Oktober) in ihren Socials die antisemitischen Äußerungen von „Ye“ mit Nachdruck.
Im besagten Interview-Talk gab es auch Themen wie Technik, Medien oder seine Beziehung zu Kardashian. „Ye“ West zeigte hier auch seine heitere Seite und plauderte darüber, wie er in der Restaurant-Kette „The Cheesecake Factory“ zu Abend gegessen hatte – und dabei neben einem Vietnam-Veteranen saß, mit dem er über Politik diskutierte.
In Anlehnung an eine Aussage, die er in einem früheren Interview gemacht hatte, sagte West aber auch:
„Wir befinden uns immer noch im Holocaust. Ein jüdischer Freund von mir sagte: ‚Besuchen Sie das Holocaust-Museum‘, und meine Antwort war: ‚Besuchen wir unser Holocaust-Museum: Planned Parenthood.“
Und weiterhin: „Rund 50 Prozent der heutigen Todesfälle von Schwarzen passieren durch Abtreibung. (…) Dabei geht es nicht um Rassismus, das ist ein zu weit gefasster Begriff. Es ist vielmehr Völkermord und Bevölkerungskontrolle, mit denen sich Schwarze in Amerika heute konfrontiert sehen. Das alles wird durch Musik und Medien gefördert, die Schwarze produzieren – und von denen jüdische Plattenfirmen profitieren.“
Die Online-Ausgabe der „Los Angeles Times“ dokumentiert im folgenden Dialog teilweise den Wortlaut der Unterhaltung mit Fridman, einem russisch-stämmigen und jüdischen Moderator und Wissenschaftler. Dieser konterte dessen antisemitischen Einwürfe verbunden mit pauschaler Medienschelte:
„Ich bin in der Sowjetunion aufgewachsen. Ich bin Jude, Teile meiner Familie sind im Holocaust in Nazideutschland umgekommen. Wenn jemand ‚jüdische Medien‘ sagt, löst das unweigerlich ein ‚Echo des Schmerzes‘ aus, den diese Menschen dabei empfinden.“
„Sie halten diese Aussage für überflüssig, richtig!?“, entgegnete West und lächelte. „Wenn jüdische Menschen akzeptieren würden, dass ich auch Jude bin, würden sie es anders verstehen, oder!?.“
„Richtig wäre, sowas gar nicht erst zu behaupten, dass es eine jüdische Kontrolle der Medien gibt“, so Fridman.
„Das ist aber falsch!“ echauffierte sich „Ye“. Und wurde deutlich: „Das ist definitiv eine verdammte Lüge! Genau diese Leute haben mich schikaniert und damit exakt meine Sichtweise bewiesen.“
Der Rapper räumte später ein, dass seine extremen Überzeugungen ihn seine Familie und auch seine weitere Karriere gekostet haben.
„Ich habe meine verdammte Familie verloren, meine Kinder verloren. Die besten Freunde in der Modebranche. Und auch die in der Schwarzen Community …“
„Es heißt, ich hätte meinen Verstand verloren, jegliche Credibility und Reputation. (…) Nur will ich nicht will, dass meine Familie sagen muss, was die Linke will, dass sie sagen muss, was China will. Ich will Amerikaner sein und meine Kinder und meine Frau beschützen – und meine Kinder als Christen erziehen und meine Frau als Christin.“
Zum Hintergrund
Bereits 2006 begann Fridman mit seiner Gesprächsreihe auf YouTube. 2018 wandelte er diese in einen Podcast um, erst unter dem Titel „The Artificial Intelligence Podcast“. Später „The Lex Fridman Podcast“. Neben Zukunftsthemen wie Informatik, Technologie und K.I. beschäftigt sich Fridmans Talkreihe, zu der immer wieder A-Prominenz – von Musk bis Zuckerberg – kommt, auch mit philosophischen, ökonomischen, politischen und historischen Fragen.