KaiserChiefs – Wuppertal, Rex-Theater


Wer das Pop-Proletariat seit dem Schiuächeln von Oasis uermisst hat, kann aufatmen den Chiefs sei Dank. Süß sind sie, diese „1 Live“-Radiomoderatorinnen. Vor allem dann, wenn sie ganz locker ein Naivitätsbömbchen zünden. „Die Fotografen vor der Bühne dürfen nur während der ersten drei Lieder fotografieren“, sagt Rebecca Link, „das gilt auch fürs Publikum. Bitte haltet euch daran.“ Logo, dass alle im Saal dieser freundlichen Aufforderung nachkommen. „Heat Dies Down“ heißt der vierte Song, den die Kaiser Chiefs im Kontext des „i Live“-Radiokonzerts von der Setlist lassen, es ist bereits der dritte von der neuen Langspielplatte YOURS TRULY, ANGRY MOB, und das Auditorium im wunderschönen Rex-Theater zu Wuppertal, ehedem ein Kino, ist längst außer Rand und Band. Steht zwischen den Stuhlreihen. Reckt die Arme ein Derwisch von rechts nach links und vorwärts/rückin die Höhe. Singt bereits die neuen Refrains glückshormonisiert mit- und testet dabei selbstredend die Speicherkapazität der Chips in Digicams und Fotohartdys. „Ruby“, die brutalstsimpel gassenhauernde erste Single vom zweiten Album, hat die Band aus Leeds da schon gespielt, und selbstverständlich hat ihr Sänger sich dabei wieder wie ein talentierter Weitspringer gebärdet: Hier wie da braucht es einen langen Anlauf, bevor es zum Vollzug kommt. Der Sportler landet in der SandgTube – und Ricky Wilson punktgenau beim nächsten Refrain. Man kann bei den Kaiser Chiefs The Clash, T. Rex, Tears For Fears und auch Dexy’s Midnight Runners heraushören – oder sich ein fach, fern jedes Popreferenzspielchens, daran erfreuen, dass die Band schwer alltagstauglichen Pop herstellt. Als Ricky Wilson bei „1 Predict A Riot“ gerade wie wärts/seitwärts tobt, fallt das Bühnenlicht kurz aus. Kein Problem: Schwuppdiwupp – und der Mann hat die Stirnlampe eines Roadies auf dem Schädel. Was prima passt: Die Band schuftet oberirdisch wie Bergmänner unter Tage. Hernach reißt Wilson derbe Witzchen übers Sich-nackig-Machen bei partiellem Stromausfall während eines Konzerts, das die meisten nicht sehen, sondern „nur“ hören können – und spätestens da ist klar, dass die bedauerliche, mittlerweile zehnjährige Formkrise von Oasis im Grunde schnurzpiepegal ist. Wer die Herrschaft des Proletariats im Pop vermisst hatte: Bitte schön, da ist sie wieder, und sie kommt viel freundlicher daher als bei den Gallaghers. Everyday we love you more and more, KaiserChiefs.>» www.kaiserchiefs.co.uk