Joy Denalane: Baden-Baden, New Pop Festival


Eine Ode an die Freude.

Das erlebt man nicht alle Tage. Diese Frau – ganz in Weif? gekleidet – betritt die Bühne, und sofort sind alte hin und weg. Die Präsenz von Joy Denalane ist immens und etwas Besonderes – das weiß sie. Ob tough, sexy, herzlich, energisch-ernst oder mütterlich beschützend – Joy Denalane kann das alles sein innerhalb von 60 Minuten. Als charismatisch würden sie wohl einige beschreiben. Ja, diese Frau hat jede Menge Ausstrahlung und eine Stimme, deren Facetten vor allem live am besten kommen. Da steht sie nun auf der Bühne im kleinen TV-Studio in Baden-Baden. Und seit der Veröffentlichung von ihrem TopTen-Debütalbum „Mamani“ weiß jeder, dass Frau Denalane glücklich liiert und Mutter ist. Trotzdem singt sie den Trennungsblues „Geh jetzt“ mit solch dramatischer Mimik, als hätte sie’s gestern durchlebt. Den Song „Höchste Zeit“ widmet sie ihrem Sohn, und die Soulmother weiß, „dass es nur eine Welt zu bewahren gibt“. Es ist ein komisches Gefühl, um 17 Uhr (!) einen Auftritt von Joy vor rund 400 Gästen zu verfolgen. Doch schon nach zwei Stücken spielen Zeit und Ort keine Rolle mehr. Die Sängerin Denalane steht ganz im Mittelpunkt, begleitet wird sie von drei Background-Sängerinnen und einer siebenköpfigen Live-Band, allesamt wahre Cracks an ihren Instrumenten. Doch der lang anhaltende Applaus gilt vor allem Joy Denalane. „Die ist klasse, gell?“, raunen die Herren im Publikum, während die Frauen bewundernd dreinschauen. Denn da vorne auf der Bühne passt einfach alles, jedes scheinbar noch so unbeabsichtigte Schulterzucken dieser Frau. In vielen ihrer Lieder singt sie von Beziehungen, wie die Liebe kommt, bleibt und wieder verschwindet. „Du hast ’ne Frau in mir,’nen Freund in mir, ne Schwester in mir, nen Homie in mir“- sie gibt vor, alles sein zu können, und man glaubt es ihr ganz einfach. Joy Denalane. Tochter einer Deutschen und eines Südafrikaners, verarbeitet auf „Mamani auch ihre Wurzeln, klar, dass Diskriminierung und Rassismus da eine Rolle spielen. Joy Denalane hat eine Message und verpackt diese in zeitgemäße Worte. Und wenn sie fragend singt „Wem gehört die Welt“ gehört sie für diesen einen Moment ganz einfach ihr. Und als sie das Billie-Holiday-Remake „I Cover The Waterfront“ anstimmt, wünscht man sich eine große weiche Samtcouch her. www.joydenalane.de