ME-Gespräch

Josh Homme im Interview: „Ich will High-School-Kids in ihrer Rebellion bestärken und ihr Bösewicht sein“


Er ist einer der letzten unangepassten Vertreter der modernen Rockmusik, kreiert seit drei Jahrzehnten eigenwillige, unkonventionelle Klänge, versucht sich an immer neuen Kooperationen und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Trotzdem ist Josh Homme, was er nie sein wollte: ein Rockstar, der Arenen füllt, hohe Charts-Positionen erreicht, und nun mit seinen Queens Of The Stone Age das siebte Album, VILLAINS, vorlegt. 

Also bist du kein Freund des Internets und der sozialen Netzwerke?

Wenn du dich mit diesem Blödsinn befasst, bist du nicht hier. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Wahrscheinlich komme ich jetzt wie ein alter, besserwisserischer Sack rüber. Aber das ist mir egal, so wie mir auch Instagram egal ist. Da dachte ich zwar kurz, es wäre vielleicht okay, aber dann wurde mir klar, dass es dort nur darum geht, so zu tun, als wäre man toll. Menschen zeigen sich mit ihrer Katze oder prahlen damit, was sie zum Frühstück hatten. Mir ist egal, was du isst – und ich werde dir nie zeigen, was ich esse! Aber wenn du ein Ohr für meine Musik hast, verwandle ich deine Montage in Samstage. Ich biete mehr Realitätsflucht als blöde Urlaubsfotos.

Queens Of The Stone Age 2017
Queens Of The Stone Age 2017

Wie oft wirst du gefragt, ob die Songs auf VILLAINS eine Anspielung auf Donald Trump sind?

Nie – zum Glück! Das ist entweder Wunschdenken oder Irrglaube. Ich halte Trump zwar für einen skrupellosen Typen, aber war das jemals anders? Waren seine Vorgänger besser? Sie haben ihre krummen Geschäfte nicht ganz so offensichtlich abgewickelt. Aber jeder braucht ein Hassobjekt, einen miesen Typen, über den er sich aufregen kann. Diese Rolle übernehme auch ich nur zu gerne.

Es macht dir also nichts aus, gehasst zu werden? Warum?

Nein, weil jede Form von Ablehnung auf intensiven Gefühlen basiert – und zeigt, dass ich meinen Auftrag als Musiker nicht verfehle. Dass ich den Leuten, die mich ablehnen, nicht egal bin, sondern bei ihnen eine Emotion auslöse, ist alles, was ich will. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal ein Mädchen gedatet habe, das zu mir meinte: „Meine Eltern halten dich für schlecht.“ Daraufhin ich: „Ich liebe deine Eltern!“

Deshalb der Albumtitel und das Artwork – mit einem Teufel, der dir im Nacken sitzt.

Er kontrolliert auch meine Hände. Und im Gegensatz zu einigen Songs, bei denen ich durchaus Kompromisse gegenüber der Band eingegangen bin, habe ich beim Cover auf dieses Motiv bestanden. Denn es zeigt, wie ich mich fühle. Außerdem verfolge ich mit jedem Album ein Thema. Bei VULTURES waren es Tiere. Und diesmal geht es um den Zeitgeist und den Teufel, den man zu kennen glaubt.

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Eine Figur, die eine große Faszination auf dich ausübt?

Auf jeden Fall! Er ist der älteste Bösewicht der Welt. Und ich liebe es, wenn Leute sagen: „Es war der Teufel, der mich dieses oder jenes hat tun lassen.“ Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen – es gibt keine höhere Macht, die das für einen tut. Auch ich habe eine Menge Mist in meinem Leben gebaut. Und den habe ich selbst zu verantworten.

Zum Beispiel?

Alkohol, Drogen, Sex. Es ist nichts, worauf ich stolz bin. Aber nur, weil ich alles erlebt habe, kann ich mich auch hinstellen und offen darüber reden. Weil ich weiß, wozu ich meinen Sermon abgebe.

Andres Neumann / Matador / PR