Josh Homme im Interview: „Ich will High-School-Kids in ihrer Rebellion bestärken und ihr Bösewicht sein“
Er ist einer der letzten unangepassten Vertreter der modernen Rockmusik, kreiert seit drei Jahrzehnten eigenwillige, unkonventionelle Klänge, versucht sich an immer neuen Kooperationen und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Trotzdem ist Josh Homme, was er nie sein wollte: ein Rockstar, der Arenen füllt, hohe Charts-Positionen erreicht, und nun mit seinen Queens Of The Stone Age das siebte Album, VILLAINS, vorlegt.
Momentan, so scheint es, tanzt der 44-Jährige auf allen Hochzeiten gleichzeitig. Er hat Songs für Lady Gaga geschrieben, seinem Busenkumpel Jesse Hughes von den Eagles Of Death Metal unter die Arme gegriffen, mit den Langzeit-Buddys Dave Grohl und Mark Lanegan gejammt, das Solo-Debüt von Nick Valensi von den Strokes produziert, den Soundtrack zu Fatih Akins „In The Fade“ komponiert und in den TV-Kultserien „Portlandia“ und „Toast Of London“ mitgewirkt.
Zudem ist er – neben Sofia Coppola – Stargast beim Münchener Filmfest, wo er „American Valhalla“, eine Doku über seine Arbeit mit Iggy Pop am Album POST-POP DEPRESSION vorstellt. Eine Gefälligkeit gegenüber seinem Idol, das keine Lust auf Medienrummel hat. Und auch Josh Homme selbst hält sich in Bezug auf sein neues Album VILLAINS merklich zurück – weil er in der Vergangenheit zu viel geredet habe. Aber Homme ist ohnehin ein unberechenbarer Gesprächspartner.
Ein Rockstar, wie aus dem Lehrbuch
Er hat Tage, an denen er sehr zurückhaltend, ja fast schüchtern ist. Dann wiederum gibt es Momente, in denen er laut und geradezu polternd ist, oder er ist – wie in München – euphorisiert von dem Interesse an seiner Person. Vom Gang über den roten Teppich, dem Blitzlichtgewitter, den Fragen der TV-Sender. Das erlebt er schließlich nicht oft und er muss in seiner Garderobe erst einmal runterkommen.
Dabei fällt auf, dass er sich für das Event herausgeputzt hat, wie man es von ihm kaum kennt: Das Haar ist blondiert und gegelt, er hat einige Kilos abgenommen und trägt eine Designer-Lederjacke zu T-Shirt, Jeans und Biker-Boots. Ein Rockstar, wie aus dem Lehrbuch – zum Glück gilt das nicht für seinen verbalen Output.
Josh Homme im ME-Gespräch
ME: Dein letztes Album … LIKE CLOCKWORK wies eine geradezu exzessive Gästeliste auf. VILLAINS dagegen kommt ohne externe Hilfe aus. Eine Gegenreaktion?
Josh Homme: Es ist das exakte Gegenteil zum letzten Mal. Denn obwohl wir als Band immer unseren Spaß haben, war das letzte Album verdammt schwierig und anstrengend. Ich würde sogar sagen, es war ein bisschen so, als säßen wir im Ruderboot zur Hölle. Wir hatten zwar Spaß, aber rangierten zugleich vor einem gefährlichen Abgrund. Und da haben uns die musikalischen Gäste regelrecht gerettet, weil sie uns davon abgelenkt und uns Verschnaufpausen ermöglicht haben. Wir hatten also nur so viele Leute am Start, um von unseren eigenen Problemen abzulenken, und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Doch diesmal gab es keine Notwendigkeit für fremde Hilfe.
Ganz im Gegensatz zum neuen Album der Foo Fighters, bei dem mutmaßlich zig Gäste pro Stück mitmachen – darunter ein gewisser Josh Homme.
Ich glaube, wir waren immer gut darin, verschiedene Versionen von uns zu entwickeln und mal in diese oder jene Richtung zu gehen. Wir bleiben nicht stehen und kultivieren unseren Status quo, sondern bemühen uns, immer mit etwas Neuem aufzuwarten. Außerdem wissen wir, welchen Spaß es macht, mit anderen Leuten zu spielen. Ich hatte das Glück, mit mehr Kollegen arbeiten zu dürfen als jeder, den ich kenne. Dafür bin ich wirklich dankbar, denn ich habe viel dabei gelernt. Und das Gefühl, dass so eine Zusammenarbeit nur eine temporäre Sache darstellt, ist cool. Es geht nur um den Augenblick! Denn der kann dein Leben verändern und deine Denkweise auf den Kopf stellen. Solche Chancen abzulehnen, wäre dumm – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.
Und bei Iggy Pop und Lady Gaga haben sie gestimmt?
Das haben sie wirklich.