José González im Interview: „Ich fühle mich sehr stark mit Flüchtlingen verbunden“


Der Schwede mit den argentinischen Wurzeln macht Akustik-Folk, der im Kopf bleibt. Im Herbst tourt er durch Deutschland: der richtige Zeitpunkt, um über seine Musik, das Thema Flüchtlinge und was beim Abspannen von der Arbeit hilft, zu plaudern.

Gehörst du zu der Sorte Musiker, die es schaffen auch auf Tour Texte für neue Songs zu schreiben?

Nein, absolut nicht! Meine Geisteshaltung steht mir dabei zu sehr im Wege, denn für mich bedeutet touren bei aller Liebe dazu, in erster Linie, Arbeit. Und wenn diese Arbeit getan ist und ich die Bühne verlasse, dann will ich mich auf die anderen Dinge des Lebens konzentrieren. Ich freu mich, wenn ich mit Freunden ein Bier trinken, mir die Orte an denen wir auftreten ansehen oder auch mal andere Bands spielen sehen kann. Somit fühlt sich jeder Versuch, auf Tour zu schreiben, irgendwie frustrierend an, weil ich dafür dann Momente versäume, die über die Arbeit hinaus bedeutsam sein könnten.

Wie entscheidest du, wer dich als Supporting Act auf Tour begleitet?

Das ist eine interessante Frage, weil wir gerade dabei sind die letzten Bands oder Künstler auszuwählen, die uns auf Tour im Herbst in den USA begleiten. In Deutschland wird das vor allem die amerikanische Folk-Sängerin Jessica Pratt sein, die auch in Berlin mit dabei ist. Ich höre ihre Musik vielleicht mehr als sonst irgendjemand, ich schätze sie sehr. Das war auch meine Wunschkandidatin und ich hab mich dann umgehört, ob sie in dem entsprechenden Zeitraum selbst tourt, aber sie hatte glücklicherweise Zeit. Manchmal schlagen aber auch die Booker Bands vor, von denen sie sich versprechen, dass wir damit noch besser verkaufen, das variiert. Am Ende entscheiden wir aber als Band, wen wir gut oder nicht so passend finden.

Was in den letzten Wochen in Sachen Willkommenskultur seitens einiger Länder, wie auch Deutschland passiert ist, war sehr wichtig.

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema: Ich hörte du bist sehr interessiert am politischen Geschehen, was die Flüchtlingsdebatte aktuell in Europa angeht. Wie gehst du als Musiker mit dieser Situation um?

Zunächst mal habe ich einen sehr persönlichen Bezug zu diesem Thema, denn ich stamme ja selbst aus einer Familie, die aus einem Land, in meinem Fall Argentinien, nach Europa geflüchtet ist. Meine Eltern kamen nach Schweden und dieses Land bot ihnen eine Chance auf ein gutes Leben in Sicherheit. Ich selbst bin in Schweden geboren, aber auch wenn ich selbst diese Flucht nicht miterlebt habe, so fühle ich mich doch sehr stark mit den Menschen verbunden, die gerade dieses Schicksal durchleben. Dieser Gedanke, dass man abwägt, ob man Menschen hilft oder nicht, beschäftigt mich sehr. Was in den letzten Wochen in Sachen Willkommenskultur seitens einiger Länder, wie auch Deutschland passiert ist, war sehr wichtig. Menschen in Europa zeigen Mitgefühl mit den Flüchtlingen, lernen deren Lage zu verstehen. Und auch die Politiker berufen sich auf die Wurzeln der EU, die ja darin begründet liegt, Nationen und Kulturen zu vereinen und den Menschen Rechte auf ein anständiges Leben zu gewährleisten. Unabhängig davon, woher man kommt. Nicht alle machen sich in dieser Sache verdingt, aber ich habe den Eindruck, es sind schon sehr viele, die sich diesem Thema auf positive Weise annehmen.