John Mellencamp
New York oder Los Angeles? Nichts da! John Mellencamp residiert in der ländlichen Idylle des US-Staats Indiana.
Leben auf dem Lande
Viele Leute fragen mich, warum ich in so einer Einöde wohne. Ich habe Ende der siebziger Jahre in London gelebt und auch ein paar Monate in New York. Danach wußte ich, wo ich hingehöre. Ich bin zwanzig Meilen von hier, mitten in Indiana, aufgewachsen. Ich mag die Leute hier, die Landschaft, die Ruhe. Wenn ich mal den Kopf freikriegen muß, gehe ich im Wald spazieren.
Akustische Gitarre
Das war das erste Instrument, daß ich mir je gekauft habe, 1975 bei „Manny’s“ in New York City. Seitdem nenne ich sie nur noch „my lucky guitar“. Ich glaube, daß ich 85 Prozent meiner Songs auf diesem Ding erarbeitet habe. 1978 in St. Louis hat ein Mädchen den Adler draufgepinselt. Ich hatte nichts dagegen. Und ein paar Jahre später, irgendwann Anfang der 80er, kam nach einem Gig eine schwarze Frau zu mir und hat das Wort „Fascism“ reingeritzt. Sie wollte wohl ihr spezielles Statement loswerden. Auch sie habe ich gelassen. Diese Dinge machen meine Klampfe noch ein bißchen interessanter für mich.
Die Gold- und Platinauszeichnungen bedeuten mir sehr viel. Ohne sie hätte ich die Wände, an denen sie hängen, nicht einziehen können (lacht). Ich habe keinen Schimmer, wieviele Goldene es sind. Nach meiner ersten haben wir angefangen, sie hier im Studio aufzuhängen. Jetzt habe ich keinen Platz mehr und muß wohl noch ein paar Wände zusätzlich einziehen. Ich finde, Goldene Schallplatten gehören ins Studio. Ins Wohnzimmer würde ich sie nicht hängen. Aber hier, wo buchstäblich die Musik spielt, sind sie ganz gut aufgehoben.
Billardtisch
Ich habe immer einen Pooltisch gehabt, solange ich denken kann. Meine Eltern hatten einen, meine Freunde, und später, als ich in mein erstes Haus eingezogen bin, habe ich mir auch einen gekauft. Seit einigen Jahren spiele ich eigentlich nur noch mit meinem Sohn, ab und zu auch mal mit alten Kumpels. Aber zum Entspannen eignet sich das Ding eigentlich nicht. Ich kann schlecht verlieren. Und wie soll ich relaxen, wenn mich selbst mein zehnjähriger Sohn vom Tisch schießt?
Aufnahmegerät
Das Teil habe ich mir 1981 gebraucht gekauft. Pure Musikgeschichte,die man da sehen kann. Jede Platte, jeden Song habe ich mit diesem Fossil eingespielt. Jeden Umzug hat es mitgemacht und sieht dementsprechend auch schon ziemlich ramponiert aus. Aber ich habe tiefes Vetrauen in die Technik dieses Teils, auch es beinahe fünfundzwanzig Jahre alt ist. Ich behaupte: Kein Mellencamp-Album würde so klingen, wie es klingt, wenn ich nicht mit diesem alten Koffer aufnehmen würde. Er ist mein ganzer Stolz und neben meiner Gitarre die beste Anschaffung, die ich je getätigt habe.
Auszeichnungen und Preise
Ein Kaminsims ist genauso überflüssig wie eine Fensterbank – aber ein wunderbarer Platz, um Auszeichnungen verstauben zu lassen. Ich weiß gar nicht genau, wieviele Preise ich in den 25 Jahren meiner Karriere bekommen habe. Aber wie man sehen kann: ein paar waren es schon. Großartig finde ich die Playboy-Awards, die ich den Lesern zu verdanken habe. Oder den Preis „Small Town America Hall Of Fame“. Das ist zwar nicht die echte Hall Of Fame, aber der richtige Weg in ihre Richtung. Alles in allem nettes Zeugs, mit dem mein Sohn bei seinen Freunden ganz gern angibt. Für irgendwas ist alles gut.
Ein Stück Parkettboden mit Geschichte
In den siebziger Jahren waren die Boston Celtics die beste Basketballmannschaft in Amerika. 1988 hat die Stadt dann ihre ehrwürdige Spielstätte, den „Boston Garden“, abgerissen. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich wollte man eine neue Halle bauen. Wie auch immer, ich habe im November 1987 das letzte Konzert in der Halle gegeben, bevor sie abgerissen wurde. Als Dankeschön hat mir das Hallen-Management ein Stück aus dem Parkettboden geschenkt. Nun habe ich also ein Stück des heiligen Celtics-Bodens bei mir zu Hause stehen (rechts im Bild/Anmerkung der Redaktion). Die Celtics sind mein Lieblings-Team, weil Larry Bird bei ihnen mitgespielt hat. Larry kommt auch aus Indiana und wohnt gleich um die Ecke. Er ist ein alter Kumpel. Das ist wohl der Grund, warum ich auf die Celtics stehe.
Familienfotos
An so was sieht man, daß ich verheiratet bin. Ich habe nichts gegen Familienfotos, um Gottes Willen – ohne meine Frau und meine Kinder könnte ich nicht leben. Aber wenn ich das Haus allein eingerichtet hätte, wäre diese Ablage sehr wahrscheinlich leer geblieben. So was erledigt meine Frau. Aber es sieht ganz nett aus, finde ich. Was soll man auch sonst auf derlei Schränke stellen außer solchem Zeug?
Pinsel und Farbe
Ich glaube, viele Leute denken, der Mellencamp malt Bilder, weil er vom Songschreiben Abstand gewinnen will. Falsch, völlig falsch. Meine Mal-Sessions sind genauso Arbeit wie das Schreiben von Songs. Wenn ich mir vorgenommen habe, mal wieder den Pinsel zu schwingen, stehe ich morgens um sechs auf und male, bis es dunkel wird. Das geht manchmal drei, vier Monate so. Für mich ist Malen genau wie Songschreiben eine Kunst, die aus nichts etwas schafft. Echt anstrengend. Aber es macht Spaß, und ich mache es inzwischen schon so lange, daß es fast zur Sucht geworden ist.
Oldtimer
Früher, als ich noch selbst Motorradrennen gefahren bin, war ich völlg verrückt nach historischen Autos und Bikes. Mittlerweile sind sie zum Sargnagel für mich geworden. Alle fünf Minuten sind die Dinger kaputt, und ich muß stundenlang an ihnen herumschrauben, bis sie wieder laufen. Trotzdem: In den fünfziger und sechziger Jahren haben wir die schönsten Autos der Welt gebaut – in den Siebzigern allerdings auch die mit Abstand häßlichsten auf der ganzen Welt. Jetzt, als Familienvater, sind die Teile ziemlich unpraktisch. Daher versuche ich schon seit einiger Zeit, sie loszuwerden. Vielleicht hat ja ein ME/Sounds-Leser Interesse an meinem Fuhrpark. Ich habe acht Autos und zwölf Motorräder anzubieten.