John „Ecstasy“ Fletcher verstarb überraschend mit 56 Jahren – Welchen Einfluss hatte er auf die HipHop-Welt?
Die HipHop-Welt trauert um den verstorbenen Rapper und Whodini-Gründer John „Ecstasy“ Fletcher. Doch was machte den Mann mit dem ledernen Zorro-Hut so besonders, und welchen Einfluss hatte er auf die HipHop-Kultur?
John „Ecstasy“ Fletcher, Mitbegründer der legendären Rap-Gruppe Whodini, verstarb am 23. Dezember im Alter von 56 Jahren. Die HipHop-Welt nimmt Abschied von einem Pionier der Kultur.
Wie „Billboard“ kürzlich bekannt gab, verstarb John Fletcher überraschend. Die Todesursache ist bis jetzt ungeklärt. Die Reaktionen der HipHop-Welt ließen jedoch nicht lange auf sich warten und so drückten etliche Kolleg*innen via Social Media ihr Beileid und ihren Respekt gegenüber der HipHop-Ikone aus. So schrieb Questlove, Schlagzeuger und Mitbegründer von The Roots, beispielsweise: „Dieser Mann war eine Legende und Mitglied einer der legendärsten Gruppen im HipHop. Das ist traurig, Mann.“ Viele Musiker*innen setzten ähnlich emotionale Statements ab. Doch wer war John Fletcher eigentlich und welchen Einfluss hatte er auf die HipHop-Kultur?
Der Einfluss von Whodini
Anfang der 1980er Jahre gründeten der aus Brooklyn stammende John Fletcher (auch „Ecstasy“ genannt) und Jalil Hutchins die Gruppe Whodini, die später durch Drew Carter aka D.J. Grandmaster Dee ergänzt wurde. Durch ihre Zusammenführung von HipHop- und RnB-Elementen war die Gruppe um „Ecstasy“, der als Markenzeichen stets einen Zorro-Hut aus Leder trug, maßgeblich an der Ausgestaltung eines neues Musikgenres beteiligt – dem New Jack Swing. Ausgestattet mit einem guten und positiven Humor in ihren Texten, brachten Whodini eine Reihe von Hits auf den Weg wie „Freaks Come Out at Night“, „Friends“, „Five Minutes of Funk“, „The Haunted House of Rock“ und „Magic’s Hand“, das nebenbei bemerkt der erste Rap-Song mit einem Musikvideo war. Ihre Shows gehörten zu den ersten Konzerten, bei denen Breakdancer auf der Bühne auftraten.
John Fletcher war dabei das Aushängeschild der Gruppe, da er nicht nur das musikalischer Mastermind war, sondern auch durch seine Art in der Öffentlichkeit am ehesten auffiel. In einem Interview mit der „Los Angeles Times“ von 1987 sagte er zu seinem musikalischen Werdegang: „Ich kann nicht singen. Ich hörte jemanden auf der Straße rappen und sagte mir selbst: ‚Das kann ich auch.‘ Ich rappe in einer eigenen Tonhöhe, ich versuche einzigartig zu sein, ich habe meinen eigenen Stil.“
Sexsymbol und HipHop-Gentleman
Barry Weiss, der Whodini damals unter Vertrag nahm, schrieb über den Einfluss von John Fletcher auf Instagram: „Ecstasy war wirklich einer der ersten Rapstars. Er hatte nicht nur eine brillante Stimme und einen großen Wortschatz, sondern war auch ein Sexsymbol, was in den frühen Tagen des Rap sehr selten vorkam. Whodini hat damals dazu beigetragen, ein weibliches Publikum zu einem traditionell männlichen Musikgenre heranzuführen.“ Auch als HipHop durch Gruppen wie Run DMC ein wenig mehr aneckte, blieben Whodini bei ihrer entspannten Art, um eine breite Akzeptanz für die Kultur zu voranzutreiben. „Wir schlugen eine Brücke zwischen den Radio-Bands und den neuen Rappern (…) Wir wollten fluchen, doch wir konnten nicht fluchen.“ berichtete Fletcher in einem Interview mit HipHop40.
In ihrem Buch „Bring the Noise: A Guide to Rap Music and Hip-hop Culture“ von 1991 schrieben Michael A. Gonzales und Havelock Nelson über Whodini: „Ein wunderschön gepflegtes Haus mitten im Ghetto-Himmel von Brooklyn. Persönliche Charaktere, die sanft durch ein turbulentes Meer aus Hardcore-Attitüde und Crush-Groove-Wahnsinn schweben.“
Whodinis letztes gemeinsames Album SIX erschien 1996. Bis in die 2000er traten Whodini jedoch noch regelmäßig auf, wobei John „Ecstasy“ Fletcher stets mit seinen ikonischen Zorro-Hüten auf der Bühne zu sehen war.