John Coltrane – Expression


Erschienen: September 1967

Es schien, als hätte John Coltrane in den Sessions zu Expression, die die letzten für ihn werden sollten, seinen Frieden mit sich geschlossen. Die Expressivität des bisweilen schmerzhaften Freejazz der letzten Jahre wich einer unerwarteten Hinwendung zu Impressionismus und Melodik. Das hätte den Beginn einer neuen Ära im Jazz bedeuten können, wäre der größte Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts nicht gut vier Monate nach den Aufnahmen im Juli 1967 an Leberkrebs gestorben. Ist ein Stück wie „To Be“ überhaupt noch Jazz? Der über 16-minütige Dialog von Coltrane an der Querflöte mit Pharoah Sanders an der Piccoloflöte entwickelt sich zu einer geheimnisvoll versponnenen kammermusikalische Fantasie. In „Offering“, einem Duett mit Schlagzeuger Rashied Ali, lässt Coltrane die spirituelle Emphase seines Schlüsselwerks A LOVE SUPREME immer wieder mit kontrollierten freien Ausbrüchen auf dem Tenorsaxophon kontrastieren. Und im Titeltrack, Coltranes letzter Studioaufnahme, gehen musikalische Freiheit und Lyrizismus eine seltsam-schöne Verbindung ein.